Die Sonne strahlte am Sonntagvormittag über dem Trainingsgelände in Dortmund-Brackel, das Betriebsklima war jedoch noch immer frostig. Der Stachel der höchsten Auswärtsniederlage seit vier Jahren (zuletzt 1:4 beim VfB Stuttgart), ausgerechnet vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag bei Zenit St. Petersburg, saß noch tief.
Mit der schonungslosen Aufarbeitung des ernüchternden Auftritts beim 0:3 (0:1) beim Abstiegskandidaten Hamburger SV hatte Trainer Jürgen Klopp direkt nach dem Abpfiff begonnen. "Diese Suppe haben wir uns selbst eingebrockt und hatten auch noch den falschen Löffel eingepackt", sagte der 46-Jährige bei Sky sichtlich verärgert. Zumal der BVB die Chance zum Sprung auf Tabellenplatz zwei kläglich verspielte.
Hamburg habe gekämpft, seine Mannschaft habe auch gekämpft, aber sie sei "spielerisch nicht zu Potte gekommen". Auch nach dem 0:2 hätten sie noch etwas drehen können. Aber letztlich haben sie nicht die Berechtigung erwirkt, in Hamburg etwas mitzunehmen. "Es war ein sehr bescheidenes Spiel von uns", äußerte Klopp.
Selbst die 65 Prozent Ballbesitz verpufften angesichts der mangelnden Effektivität. Was fehlte, war die Einstellung und Leidenschaft, ergänzt durch fehlende Kreativität. Es fehlte also alles, was der BVB bei seinen vorherigen vier Pflichtspielsiegen wieder in die Waagschale geworfen und den proklamierten Neubeginn nach der Jahreswende angedeutet hatte.
"Es gibt diesen alten Spruch: Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss. Den hasse ich wie nichts anderes. Ich finde, ein Pferd hat so hoch zu springen wie es kann. Wir haben heute geguckt, wie hoch wir springen müssen. Und als wir festgestellt haben, dass es nicht so hoch ist, waren wir im Hintertreffen",. ergänzte Klopp bei Sky.
Die Verlierer zeigten sich selbstkritisch. "In vielen Bereichen war das von uns zu wenig", meinte Nationalspieler Marcel Schmelzer, und Innenverteidiger Manuel Friedrich meinte: "Für die geht es um alles, um Leben oder Tod. Wir können hier nicht einfach mal im Vorbeigehen gewinnen. Das hat man heute gesehen."
Dass Nationalkeeper Roman Weidenfeller ein "Tor des Monats", einen Freistoß von Hamburgs Hakan Calhanoglu aus 41 Metern zum 0:3 kassierte, machte die Demütigung perfekt. Zwar war dem 33-Jährigen angesichts der kuriosen Flugbahn des Balles, scheinbar entgegen allen physikalischen Gesetzen, allenfalls eine Teilschuld anzulasten. Dennoch hüllte sich der frustrierte Routinier nach dem Abpfiff in Schweigen.
Es war ein Samstag zum Vergessen für die Borussen. Es heißt jetzt, schnell den Hebel umzulegen auf den Champions-League-Modus. Denn schon am Montagvormittag starten die Westfalen in das Unternehmen Königsklasse.