Der Stürmer reagierte fast reflexartig mit der für ihn typischen Abwehrhaltung. „Komm' Jeff, das bekommst du doch hin“, ermunterte ihn ein Mitarbeiter der Schalker Presseabteilung. Wer weiß schließlich, wann man ihn wieder zu packen kriegt, diesen Farfan.
Die Szene ist symptomatisch. Besonderen Spaß hat Jefferson Farfan eigentlich nie, wenn er den Journalisten Rede und Antwort stehen soll. In der sogenannten Mixed-Zone, wo sich Medienvertreter und Spieler gewöhnlich nach dem Abpfiff begegnen, sieht man den Peruaner deshalb zumeist mit tief heruntergezogener Kappe und Handy am Ohr aus dem Gefahrenbereich „fliehen“. Doch am Mittwoch war es mal wieder so weit für ihn. Weil die Hälfte der Mannschaft auf Länderspielreise ist, war Farfan ein begehrter Gesprächspartner beim täglichen Frage- und Antwortspiel nach dem Training.
Auch im fünften Jahr in Diensten des FC Schalke 04 lässt sich Farfan noch von einem Dolmetscher übersetzen und gilt den meisten Königsblauen immer noch als ein Buch mit sieben Siegeln. Aber es gibt da auch noch den anderen Farfan. Den, der bei der Nationalmannschaft gerne mal mit seinen Kameraden um die Häuser zieht. Und auch im Team der Königsblauen gilt der Stürmer seit Jahren als ungekrönter Spaßvogel. „La Foquita“, die kleine Robbe, braucht offenbar die Nähe zur Mannschaft, um sich pudelwohl zu fühlen.
Deshalb ist er froh, endlich wieder Teil des Geschehens zu sein. Auch das sieht man ihm an. „Ich fühle mich gut. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber ich habe einen Monat auf dieses Comeback hingearbeitet. Die Gefahr eines Rückschlags besteht nicht“, erklärt der Peruaner in einem Hauch von Redeschwall.
Drei Tage nach seinem Kurzzeit-Comeback beim 3:1-Sieg im Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen nach zuvor sechswöchiger Pause wegen eines Muskelfaserrisses in den Adduktoren konnte er im E.T.T-Nachwuchsrundenspiel gegen Royal Charleroi schon wieder über 60 Minuten gehen. Farfan sieht sich im Zeitplan. „Das Spiel war wichtig für meine weitere Vorbereitung. Ob es gegen Frankfurt reicht, weiß ich noch nicht. Aber gegen Bukarest könnte es gehen.“
Fokus auf Champions League Der Fokus des schnellen Peruaners liegt klar auf dem Champions-League-Spiel bei Steaua Bukarest am 26. November „Das ist ein sehr wichtiges Spiel um weiterzukommen“, betont Farfan. Die Chancen dazu stünden nicht schlecht. „Es liegt allein an uns.“ Für den dreifachen Vater ist die Königsklasse die einzige Möglichkeit, sich in naher Zukunft auf internationaler Bühne zu beweisen. Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft vor der Haustür in Brasilien hat er mit seinem Team Peru klar verpasst. „Das war eine große Enttäuschung. Es ist ein Traum eines jeden Spielers, bei der WM dabei zu sein. Aber jetzt ist es vorbei“, hat Farfan die wohl größte Enttäuschung seiner Laufbahn inzwischen überwunden.
Den Frust über das Aus hat er angeblich mit seinen Nationalmannschaftskollegen John Galliquio und Reimond Manco nach der 0:1-Niederlage der Peruaner gegen Panama in einem Spielkasino zu tilgen versucht. Nach 2007 droht ihm deshalb zum zweiten Mal der Ausschluss aus der Nationalmannschaft. Ob dieser tatsächlich erfolgt, bleibt offen. Aktuell hätte er wegen seiner gerade auskurierten Verletzung ohnehin nicht berücksichtigt werden können. Schalke hätte wohl nichts gegen ein jähes Ende der Nationalmannschaftskarriere und der damit verbundenen Doppelbelastung des nicht jünger werdenden Farfan einzuwenden. Sein ehemaliger Mitspieler Carlos Zambrano hat es ihm gerade vorgemacht, wie es geht. Zambrano verzichtet auf weitere Einsätze für das Anden-Team. „Wir lassen „Jeff“ auch nicht mehr gehen“, übt sich Schalkes Manager Horst Heldt stattdessen in Ironie.
„Ich stehe der Nationalmannschaft weiter zur Verfügung“ Dass Farfan noch immer Lust auf Peru hat, machte er unmissverständlich deutlich. „Ich stehe der Nationalmannschaft weiter zur Verfügung“, wenn ich eingeladen werde“, erklärt der Stürmer. So ganz sicher ist er sich da allerdings scheinbar selber nicht. Vorerst gelte seine volle Konzentration aber ohnehin den Königsblauen. „Mein Hauptziel ist jetzt die Bundesliga. Wir wollen uns auch im kommenden Jahr wieder für die Champions Leaue qualifizieren“, ballt Farfan die Faust.
Die Zeit, in der er über seinen Berater fast jährlich mit neuen Klubs aus dem Ausland kokettierte, scheint zumindest vorbei. „Ob ich noch einmal wechseln werde? Das wurde ich schon oft gefragt. Aber ich bin sehr glücklich hier und werde meinen Vertrag erfüllen“, kann Farfan alle Schalker beruhigen. Es scheint, als wisse er inzwischen, was er an den Königsblauen hat. Und umgekehrt. In den vergangenen Wochen wurden seine Flügelläufe gerade in der Champions League gegen den FC Chelsea und im Derby gegen den BVB bitter vermisst.