Laufen, kämpfen, einfach alles für Borussia Dortmund in die Waagschale werfen, damit punktet der Dortmunder Junge seit jeher bei seinem Trainer und den Fans. In dieser Saison steht er bislang allerdings auch in einer anderen Kategorie ganz vorne: der Einsatzzeit.
Neben Großkreutz haben nur Nuri Sahin und Marcel Schmelzer in dieser Saison bei allen Pflichtspielen des BVB über die gesamte Spieldauer auf dem Feld gestanden. Dass es für Jürgen Klopp derzeit kein Vorbeikommen am 25-Jährigen gibt, hat Großkreutz seiner Variabilität zu verdanken. Als Vertretung für den verletzten Lukasz Piszczek überzeugt er als Rechtsverteidiger, der defensiv konzentriert und offensiv engagiert agiert. Wie er selbst seine neue Rolle nach den ersten Wochen einschätzt, warum er sich für Ultras stark gemacht hat und sich ein Szenario vorstellen kann, in dem er noch immer zu ihnen gehört, erzählt er im Interview.
Kevin Großkreutz, die Fußballportale sind sich nicht sicher, ob bei Ihrer Position nun ganz allgemein Mittelfeld, etwas konkreter Linksaußen, oder doch der Aktualität halber Rechtsverteidiger stehen soll. Was würden Sie selbst als Position angeben? (lacht) Vom Torwart bis zum Sturm.
Im Moment vertreten Sie den verletzten Lukasz Piszczek auf der rechten Abwehrseite. Wie gefällten Ihnen diese Rolle? Ich fühle mich auf der Position wohl. Ich will nur spielen, egal wo. Dafür gebe ich Gas. Natürlich kommt es mir entgegen, dass ich von hinten kommen und dann mit Tempo in den Raum starten kann. Das hat in den ersten Spielen ganz gut geklappt.
Als Mittelfeldspieler hatten Sie immer einen Mitspieler hinter sich. War es für Sie schwierig, sich darauf umzustellen, dass diese Absicherung nun fehlt? Die Anforderungen auf dieser Position sind einfach andere. Ich muss mit der Viererkette verschieben, ich muss die Innenbahn zumachen, ich muss aufpassen, dass ich nicht überspielt werde, ich darf hinten nicht dribbeln und wenn es nötig ist, dann knalle ich den Ball ins Aus. Aber ich weiß natürlich, was ich zu tun habe und der Trainer stellt mich immer gut darauf ein.
Die meisten Ihrer Mitspieler sind dieser Tage für ihre Heimatländer im Einsatz. Ist das Ansporn, dort demnächst auch wieder zu sein? Die Nationalmannschaft ist natürlich ein Ziel. Ich weiß, dass ich, um dorthin zu kommen, im Verein meine Leistung bringen muss.
Sind Ihre Chancen für eine Berufung ins DFB-Team durch die Rolle als Rechtsverteidiger gestiegen? Keine Ahnung. Da müssen Sie den Bundestrainer fragen. Mit mir hat er nicht gesprochen.
Können Sie erklären, warum der BVB, trotz einiger Veränderungen und Verletzungen im Team, so gut wie zuletzt vor zwölf Jahren in die Bundesliga gestartet ist? Man sieht schon jetzt eine Entwicklung in der Mannschaft. Vier Siege aus den ersten vier Spielen sind überragend. Wir haben letztes Jahr viel zu viele Gegentore bekommen. Das mussten wir abstellen und bis jetzt läuft es sehr gut. Außerdem haben wir sehr gute Neuzugänge bekommen und sind viel geduldiger geworden, wenn es längere Zeit unentschieden steht. Es ist wichtig, dass wir in solchen Situationen ruhig bleiben, weil sich noch viele Gegner gegen uns hinten rein stellen werden.
Nach der Länderspielpause startet auch die Champions League. Wie bewerten Sie die Gruppe des BVB? Wir haben auf jeden Fall keine einfache Gruppe erwischt. Unsere Gegner haben gute Mannschaften. Die können Fußball spielen. Gegen Arsenal und Marseille wollen wir etwas gutmachen.
Sie haben kürzlich Partei für die Ultras ergriffen, die in letzter Zeit sehr häufig kritisiert worden sind. Warum haben Sie das getan? Ich kriege noch immer sehr viel aus der Fanszene mit und weiß über viele Dinge, zu denen ich mich nicht näher äußern möchte, Bescheid. Ich finde, dass die Ultras in der Öffentlichkeit nicht immer schlecht dargestellt werden dürfen. Dass, was diese Fans für den Verein ausgeben und auf die Beine stellen, machen nicht viele. Das sollten Außenstehende akzeptieren. Man kann nicht immer alle in einen Sack stecken und schlecht über sie reden, obwohl das gar nicht der Wahrheit entspricht. Wollten Sie den treuen Fans damit auch etwas für ihre Unterstützung zurückgeben? Was in den letzten vier, fünf Jahren im Verein passiert ist, der Zusammenhalt, der zwischen Mannschaft und Fans herrscht, das ist im Fußball ganz selten zu finden. Ich bin mir sicher, dass es auch weiterhin so sein wird. Wir können uns nur dafür bedanken, dass uns die Fans immer begleiten und unterstützen.
Würden Sie auch zu diesen Fans zählen, wenn Sie den Sprung in den Profifußball nicht geschafft hätten? Ja. Wenn ich nicht den Durchbruch geschafft hätte, dann würde ich noch immer alle zwei Wochen mit meinen Kollegen auf der Südtribüne stehen und vielleicht in der Landesliga spielen.