Immer wieder flackerte im St. Jakob-Park zu Basel ein Blitz auf der Werbebande auf. Ein Energydrink wurde auf diese Weise angepriesen und die Botschaft ist ziemlich leicht zu verstehen: Energie, Dynamik, Kraft und Geschwindigkeit symbolisierte der Blitz. Eigenschaften, die der Konsum des Getränkes verspricht. Pierre-Emerick Aubameyang muss als Kind immer wieder in einer solchen Flüssigkeit gebadet worden sein, denn wer seine fußballerischen Fähigkeiten beschreiben möchte, der wird sich exakt dieser Begriffe bedienen. Die Dortmunder Neuverpflichtung ist kaum zu stoppen, hat einen unglaublichen Zug zum Tor, weiß mit toller Technik zu gefallen und ist vor allem eines: schnell, blitzschnell sogar.
"Schon richtig viel angedeutet"
Dass sein unfassbares Tempo eine regelrechte Waffe ist, war in den ersten Testspielen zu beobachten. Wenn er Zuspiele in die Tiefe bekommt und den Turbo zündet, dann sehen ihn die gegnerischen Abwehrspieler nur noch von hinten. „Aubameyang verschafft uns im Abschluss ein paar neue Möglichkeiten“, weiß Jürgen Klopp, der findet, dass der 24-Jährige schon „richtig viel angedeutet hat“, das aber „natürlich noch viel besser“ werden soll.
Wer Aubameyang abseits des Fußballplatzes begegnet, der wird vor ein veritables Rätsel gestellt, denn der Mann scheint ein Mensch gewordener Gegensatz zu sein. Das Image des bunten Paradiesvogels, dass ihm nicht nur der Boulevard aufgrund seiner Vorliebe für schnelle Autos, ausgefallene Klamotten, ungewöhnliche Frisuren und verrückte Aktionen wie den Jubel mit einer Spiderman-Maske angedichtet hat, deckt sich in keinster Weise mit seinem Verhalten in der Öffentlichkeit.
„Ich fühle mich schon wie zuhause“
Auf dem Podium des prunkvollen Presseraumes im Mannschaftshotel in Bad Ragaz versteckt er sich bei seiner ersten Pressekonferenz fast hinter den aufgebauten Mikrofonen, spricht leise und höflich. „Ich bin ein sehr ruhiger und zurückhaltender Mensch, auch wenn es nicht so aussieht“, sagt Aubameyang über sich selbst. „Ich trage diese Klamotten einfach gerne und meine Frisur ist so wie sie ist. Ich werde mich nicht ändern.“ Auch seine neuen Mitspieler beschreiben ihn unisono als angenehmen Zeitgenossen, der offen für neue Erfahrungen ist, sich aber keinesfalls in den Vordergrund drängt. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden“, sagt der zuletzt bei AS Saint-Etienne angestellte Spieler. „Ich fühle mich schon wie zuhause.“
An einem gesunden Selbstbewusstsein fehlt es ihm bei aller freundlichen Zurückhalten nicht. „Ich will nächste Saison einen Titel gewinnen“, erklärt er mit dem Ehrgeiz eines Spitzensportlers. Welchen genau? „Am besten alle drei.“ Für Borussia Dortmund habe er sich entschieden, weil der BVB „ein sehr großer Klub ist“, der ihm in seiner persönlichen Entwicklung noch weiter nach vorne bringen soll. „Der Verein wird mir dabei helfen, ein großer Spieler zu werden.“
Schon nach einer Woche funktioniert das Zusammenspiel
Im Testspiel gegen Bursaspor durfte der Nationalspieler Gabuns erstmals einen Treffer im Dortmund Trikot bejubeln. Frei vor dem Tor schob er den Ball überlegt durch die Beine des türkischen Schlussmannes. Hervorragend freigespielt hatte ihn Henrikh Mkhitaryan, der andere Zugang für die Offensive des BVB. Überhaupt harmonierten die beiden Neuverpflichtungen, die erst seit einer Woche gemeinsam trainieren, ausgesprochen gut miteinander und mit dem Rest der Mannschaft, was eine ganze Reihe guter Kombinationen bewies. „Es ist überhaupt kein Problem, mit solchen Weltklasse-Spielern zu spielen. Es ist viel einfacher, sich zu verstehen, wenn die Spieler ein solches Niveau haben.“
In den nächsten Wochen möchte Aubameyang dieses Verständnis optimieren und den Fußball des BVB richtiggehend verinnerlichen, um perfekt auf den Saisonstart vorbereitet zu sein. Seinem ersten Auftritt im ausverkauften Dortmunder Stadion fiebert er schon jetzt entgegen. „Ich habe dort noch nie gespielt, aber ich weiß, wie viele Fans Borussia Dortmund hat. Es ist beeindruckend.“ Sie alle werden ihm mit ihren Anfeuerungen die nötige Energie geben, um über den Rasen zu wirbeln – blitzschnell. Zahl des Tages:
3,8
Auf den ersten 30 Metern soll Aubameyang schneller als Usain Bolt sein, der Weltrekordhalter über 100 und 200 Meter. „Das ist so eine Geschichte, die überall erzählt wird. Fakt ist, dass ich diese Strecke beim AC Mailand in 3,8 Sekunden gelaufen bin“, erklärt Aubameyang. Bolt schaffte es 2009 in 3,78 Sekunden. Ganz stimmt die Geschichte also nicht, außergewöhnlich ist der Wert dennoch.