Etwas mehr als zwei Jahre ist es erst her, seit Schalke die Spaltung seiner Fanszene aus der unseligen Magath-Herrschaft gerade noch so überwunden hat. Inzwischen haben sich durch die verhängnisvolle Affäre des Vereins mit viagogo neue tiefe Gräben aufgetan.
Die Schalker Verantwortlichen hätten es wissen müssen, denn als sie den Vertrag mit dem Tickethändler aushandelten, liefen bereits in Hamburg die Anhänger Sturm gegen die plötzlich legalisierte Abzocke beim Kartenkauf.
Wie groß der Schaden ist, den Schalke bei seinen eigenen Anhängern durch den Deal nimmt, ist schwer abzumessen. Ob er die 3,6 Millionen Euro übersteigen wird, die der Verein von viagogo kassiert, nur Spekulation.
Dabei müsste sich Schalke einfach nur entscheiden, was es sein will: Wirklich der Kumpel- und Malocherklub, wie es im Leitbild steht, oder ein Wirtschaftsunternehmen, dem Umsatzzahlen wichtiger sind als hehre Werte. Die Antwort ist doch eindeutig und liest sich nicht nur in immer höheren Ticketpreisen.
Selbst den kommerzkritischen Fans ist klar, dass Schalke vom Wettbewerb in der Bundesliga längst aufgefressen worden wäre, wenn der Verein nicht vor knapp zwölf Jahren mit dem Einzug in die Arena den Schritt in ein anderes Zeitalter des Fußballs gewagt hätte. Wer hätte das schon gewollt, im zugigen Parkstadion vor vielleicht 30.000 Zuschauern zu spielen, wahrscheinlich irgendwann in der zweiten Liga gegen Sandhausen.
S04-Marketingvorstand Alexander Jobst nennt es einen Spagat zwischen Tradition und Moderne So weit, so gut. Er gibt aber auch zu, dass Schalke mit viagogo eine Grenze überschritten habe, das sei ihm erst bewusst geworden, als der Protest der „viaNOgos“ immer größer wurde.
Nachdem die Mitgliederversammlung nun mit einem blauen Auge überstanden ist und der Vertrag mit viagogo seit diesem Montag gilt, muss er sich an seinen Worten messen lassen. Er hat den Mitgliedern versprochen, genau darauf schauen zu wollen, ob viagogo die Regeln einhält und nach zwei Jahren möglicherweise eine vorzeitige Beendigung der Partnerschaft prüfen zu wollen. „viaNOgo“ wird darauf achten, so viel ist sicher.