sid: "Denken Sie mal zurück: Wenn Ihnen zu Beginn des Jahres jemand gesagt hätte, Sie sind Ende März Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, was hätten Sie geantwortet?"
Christian Ziege: "Dem hätte ich einen Vogel gezeigt. Ihm gesagt, das ist an den Haaren herbeigezogen." sid: "Und was sagen Sie jetzt nach den ersten drei Wochen in Ihrer neuen Position?"
Ziege: "Eine tolle Sache mit viel Arbeit. Aber dabei überwiegt das Positive. Es ist eine tolle Aufgabe, die viel Spaß macht."
sid: "Als das Angebot kam, haben Sie da vielleicht ein bisschen gezögert, in so einer für den Verein schwierigen Situation einzusteigen?"
Ziege: "Wichtig ist für mich, dass die Familie das mitmacht. Das wusste ich aber vorher schon. Ich hatte gesagt, wenn ich das machen sollte, dann wird die Zeit mit der Familie um einiges reduziert werden und ich werde auch an den Wochenenden nicht zu Hause sein. Aber die Familie trägt das mit, und so ist das für mich kein Problem."
sid: "Wie viel Prozent der aktuellen Entscheidungen sind jetzt schon Christian Ziege, und wie viel sollen es im Idealfall einmal werden?"
Ziege: "Ich möchte meine Person nicht so wichtig nehmen. Es geht um den Verein. Die Entscheidungen werden natürlich von mir als Sportdirektor nach außen gebracht. Aber Fakt ist, dass vorher schon von mehreren darüber diskutiert wurde, zum Teil auch kontrovers. Man hat nicht immer zu einer Sache die selbe Meinung. Ich muss es allerdings letztendlich entscheiden."
sid: "Hätten Sie sich vielleicht gewünscht, diese Aufgabe in einer anderen, einer leichteren Situation zu bekommen? Jetzt im Abstiegskampf ist es für Sie als "Berufsanfänger" ja nicht gerade einfach?"
Ziege: "Solche Posten werden nicht frei, wenn man dreimal hintereinander deutsche Meister wird. Es sei denn, der Sportdirektor sagt: Danke, den Rest macht jetzt der Nächste. Was die Aufgabe aus meiner Sicht dann aber auch nicht leichter machen würde. Denn wenn ich dann als neuer Sportdirektor käme und an den Erfolg nicht anschließen könnte, dann hätte ich eher ein Problem. Die Situation ist, wie sie ist, und der müssen wir uns stellen."
sid: "Wie wollen Sie mit der Borussia angesichts von fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer den Klassenerhalt schaffen?"
Ziege: "Indem wir genügend Punkte holen. So einfach ist das, und dann doch wieder nicht. Wir müssen weiter die Kräfte bündeln, um den Strohhalm, der noch da ist, auch zu ergreifen. Den Trainer und die Mannschaft da unterstützen, wo es nötig ist."