Wäre da nicht diese magische 93. Minute im Rückspiel gegen den FC Malaga gewesen, dann hätten die Spieler von Borussia Dortmund am Samstagabend einen kleinen Umtrunk veranstalten können. Sie hätten darauf angestoßen, in der Champions League mehr erreicht zu haben, als die meisten für möglich gehalten hätten.
Unvorstellbares in greifbarer Nähe
Und durch den 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Mainz 05 hätten sie zudem sichergestellt, auch in der kommenden Saison an diesem Wettbewerb teilnehmen zu dürfen. Kurzum: Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der BVB im DFB-Pokal nur denkbar knapp beim derzeit alles und jeden überragenden FC Bayern gescheitert ist, wären alle ausgegebenen Saisonziele schon Mitte April erreicht.
Doch ganz so einfach sind die Dinge gerade nicht. Das liegt einerseits daran, dass sie in Dortmund inzwischen das Selbstverständnis haben, „Platz zwei zu erreichen“, wie Mats Hummels betont. Andererseits ist da aber auch noch ein Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid zu bestreiten, das ein neues, im Sommer 2012 noch meilenweit entferntes Ziel in greifbare Nähe gerückt hat: Wembley.
"Madrid weiß, was auf sie zukommt"
Dass die Generalprobe für das Kräftemessen mit Cristiano Ronaldo und Co. gegen biedere Mainzer erfolgreich war, blieb eine Randnotiz. „Ich habe nicht das Gefühl, dass sich am Mittwoch viel wiederholen wird“, befand Jürgen Klopp mit Blick auf die Geschehnisse gegen seinen Ex-Klub. Ein fest eingeplanter Dreier gegen einen mittelmäßigen Bundesligisten als Gradmesser für ein Spiel gegen den vielleicht größten Fußballverein der Welt? Wohl kaum, meinte auch Hummels: „Wenn wir verloren hätten, wären wir nicht ohne Selbstvertrauen angetreten und jetzt sind wir nicht überheblich, nur weil wir gewonnen haben.“
Überheblich werden auch die Madrilenen nicht in Dortmund antreten. Die Duelle in der Gruppenphase haben den Spaniern eindrucksvoll vor Augen geführt, zu welch außergewöhnlichen Leistungen der BVB in der Lage ist. „Madrid weiß, was auf sie zukommt“, sagt Marcel Schmelzer. Es klingt wie eine Warnung. Die Schwarz-Gelben gehen zwar trotz aller bisherigen Erfolge als Außenseiter in die Begegnungen, doch das ist eine Ausgangsposition, aus der es ihnen bekanntlich besonders viel Freude bereitete, nach den Sternen zu greifen.
Dass die Herausforderung deutlich größer ist als Ende Oktober und Anfang November, als Real eine Reihe wichtiger Akteure fehlte und sich die Mannschaft noch nicht richtig eingespielt hatte, ist jedem Borussen bewusst. „Ich glaube, dass sie viel besser sind, als in der Vorrunde“, erklärt Lukasz Piszczek. Angst und Bange ist ihm und den Seinen jedoch keineswegs. Ob das Halbfinale gegen Madrid das Highlight dieser Saison sei, wird der polnische Rechtsverteidiger noch gefragt. Ein klares „Ja“ scheint die einzig richtige Antwort zu sein, doch weit gefehlt: „Ich hoffe nicht“, lacht Piszczek. Ein Highlight vielleicht, aber DAS Highlight soll am 25. Mai in London folgen.