Während einzelne Spiele vielleicht einen falschen Eindruck erwecken können, gibt das Tableau, vor allem wenn die Saison weit fortgeschritten ist, ein untrügliches Bild davon, was die Vereine geleistet haben. Nun wäre es sicherlich ein zu großer Vorwurf, die aktuelle Tabelle der Lüge zu bezichtigen, doch mit Blick auf Borussia Dortmund muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, die Situation beim noch amtierenden Deutschen Meister ein wenig schönzufärben.
Die Konkurrenz schwächelt ebenfalls
Richtet sich der Blick ausschließlich auf die Platzierung, dann liegt der BVB als Tabellenzweiter ganz klar auf Kurs in Richtung Champions League, dem erklärten Saisonziel in der Bundesliga. Auch die Feststellung, dass der FC Bayern in diesem Jahr wieder an der Spitze steht, ist wahrlich kein Grund für schlaflose Nächte. Und überhaupt: Viel wichtiger als das Kräftemessen mit den Münchnern ist doch der Vergleich mit dem Erzrivalen aus Gelsenkirchen – und der liegt sieben Punkte hinter dem BVB. Alles in Ordnung also. Oder etwa nicht?
Wer die Lage nur ein klein wenig tiefgründiger betrachtet, der kommt zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass der ziemlich schöne Schein das eigentliche Sein kaschiert – nicht nur wegen der zweiten Derby-Pleite in dieser Saison. Der sagenhafte Rückstand von 20 Punkten auf die Bayern entspricht nicht dem Anspruch, dem Branchenführer dauerhaft ein ernsthafter Konkurrent zu sein. Die 46 Zähler, die auf dem Konto der Mannschaft von Jürgen Klopp stehen, sind zwar keine schlechte Ausbeute, dass es damit zu Rang zwei reicht, ist allerdings auch der Schwäche der Konkurrenz geschuldet.
"Das muss sich ändern"
Zum Vergleich: Seit Klopp 2008 den BVB übernommen hat, hätte eine solche Bilanz nach 25 Spieltagen nie zu mehr als Platz vier gereicht. Während die Schwarz-Gelben in der Champions League mit glanzvollen Auftritten für Verzückung sorgen, stellt sich der Alltag in der Liga zu häufig so ernüchternd dar wie bei der Niederlage im Derby.
Dass der im ersten Durchgang lethargisch wirkende BVB auf Schalke die selben Fehler machte, die schon im Hinspiel zur Niederlage geführt hatten, veranlasste Marcel Schmelzer zu deutlicher Kritik an der Einstellung: „Beide Spiele haben wir unnötig verloren, weil wir nicht mit 100-prozentiger Konzentration und Leidenschaft in die Partien gegangen sind. Das muss sich ändern“, forderte der Linksverteidiger, der das Problem auf den Punkt brachte: „Wir machen unsere Gegner zuletzt zu häufig stark. Es darf nicht passieren, dass wir erst in der zweiten Halbzeit auf dem Platz sind.“
Tatsächlich zeigten die Dortmunder nun schon mehrfach zu spät ihr wahres Gesicht, was nicht zuletzt ein Grund für das Aus im DFB-Pokal war. „Das muss sich ändern“, weiß Schmelzer, denn sonst droht das noch zumindest oberflächlich zufriedenstellende Tabellenbild auch sichtbar zu bröckeln.