Von daher war es nicht verwunderlich, dass Marco Reus Fragen nach seiner persönlichen Leistung ähnlich elegant und gekonnt umkurvte wie er es zuvor mit seinen Frankfurter Gegenspieler getan hatte. „Froh“ sei er „natürlich“ über seine drei Treffer, gab er pflichtbewusst zu Protokoll, aber „ohne die Mannschaft wäre das nicht möglich gewesen.“
Reus stellt Team in den Mittelpunkt
Nun wollte freilich niemand anzweifeln, dass es dem 23-Jährigen wahrscheinlich nicht gelungen wäre, die Eintracht ganz alleine zu besiegen, obwohl er gerade die ersten zehn Minuten, als seine Gegenspieler überhaupt keinen Zugriff auf ihn bekamen, durchaus den Anschein erweckte, es könnte gelingen. Doch genauso wenig konnte Uneinigkeit darüber herrschen, dass Reus aus einer insgesamt bärenstarken BVB-Mannschaft noch ein klein wenig herausgeragt hatte. Doch auch diese Feststellung überging der dreifache Torschütze, der die wahrlich nicht hüftsteifen Hessen mit seinen unnachahmlichen Antritten teilweise wie eine überforderte Jugendmannschaft aussehen ließ, gekonnt und sprach sogleich wieder vom „Verdienst der Mannschaft.“
Wer derart bescheiden und unprätentiös daherkommt, muss wahrscheinlich mit nackten Zahlen überzeugt werden. Wobei, eigentlich genügt dazu eine Zahl, seine Rückennummer, die 11. Reus hat in 22 (also zwei Mal 11) Bundesligaspielen 11 Tore geschossen. Wettbewerbsübergreifend hat „Mister Führungstreffer“ schon zum 11. Mal das 1:0 für den BVB erzielt und wirkt – so viel Wortwitz sei erlaubt – dank seiner leichtfüßigen Spielweise mitunter ELFengleich.
"Er ist eiskalt bei solchen Dingen"
Fakt ist, dass Reus praktisch vom ersten Spieltag an genau die Stärken zeigt, die sie sich in Dortmund erhofft hatten, als sie rund 17 Millionen Euro auf das Konto der Mönchengladbacher Borussia überwiesen – temporeiche Dribblings, ein explosiver Antritt und nicht zuletzt eine große Portion Torgefahr. Weil er sich zudem daran gewöhnt hat, Defensivaufgaben genauso engagiert zu verrichten, ist der Fußball Marke BVB ohne ihn schon nach acht Monaten kaum mehr vorstellbar.
Seine Mitspieler hatten indes weitaus weniger Scheu, ihn mit Lob zu überschütten: „Im Abschluss ist er überragend“, meinte etwa Ilkay Gündogan. „Vielleicht hätte ein anderer nicht alle drei gemacht, aber er ist eiskalt bei solchen Dingen.“ Auch Mario Götze, der Reus in puncto Genialität in nichts nachstand, fand seinen Kumpel „abgezockt“