Wer Julian Schieber danach fragt, ob er sich in seiner bisherigen Zeit in Dortmund mehr Einsatzzeiten erhofft hätte, erfährt von ihm zwei Dinge: Zum einen, dass er – natürlich – so häufig wie möglich auf dem Platz stehen möchte. Zum anderen, dass ihm – natürlich – bei seiner Vertragsunterschrift bewusst war, dass dies kein leichtes Unterfangen werden würde, ist sein Konkurrent im Angriff doch Robert Lewandowski, dessen Fähigkeiten Schieber kennt, schätzt und auch neidlos anerkennt.
Im Schnitt nur 24 Minuten auf dem Feld
Doch am frühen Samstagabend, wenn in Dortmund der Anpfiff zum Topspiel gegen Eintracht Frankfurt erfolgt, wird der polnische Angreifer, der mit Mario Mandzukic (Bayern München) und Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) die Torjägerliste anführt, wegen seiner Rotsperre nicht auflaufen können. Gleiches gilt – mindestens – noch für das nachfolgende Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach. Für Schieber, der am Mittwoch in Donezk seinen 24. Geburtstag feierte, könnte dies die oft erwähnte Chance sein, um sein Können unter Beweis zu stellen.
Bislang gelang ihm das nämlich nur bedingt. Zwar herrscht bei ihm keinesfalls ein Mangel an Einsatz und Willen, doch im temporeichen und technisch sehr anspruchsvollen Angriffsspiel des BVB fehlt ihm zuweilen noch die rechte Bindung zu den Mitspielern. Eine abschließende Bewertung seiner Fähigkeiten verbietet sich gleichwohl natürlich, stand er doch bei seinen zwölf Bundesligaspielen für den BVB im Schnitt gerade einmal knapp 24 Minuten auf dem Feld. Um als Joker in ein Spiel zu kommen und sofort voll integriert zu sein, bedarf es schon etwas mehr als eines dreiviertel Jahres mit gemeinsamen Trainingseinheiten.
0,38 Punkte pro Spiel holte Armin Veh in seinen 13 Duellen als Trainer gegen Borussia Dortmund. Gegen keinen anderen Verein, auf den er mindestens fünf Mal getroffen ist, sieht die Bilanz schlechter aus. Erst ein einziges Mal konnte der 52-Jährige den BVB besiegen: Am 4. Februar 2007 gewann Veh mit dem VfB Stuttgart 1:0 in Dortmund (Torschütze: Mario Gomez). Kleiner Trost: Jürgen Klopp konnte auch nur drei seiner elf Duelle mit der Eintracht gewinnen.
Die eine Begegnung, die der gebürtige Schwabe über die volle Distanz bestritt, wird ihm derweil in guter Erinnerung geblieben sein. Beim 5:0 gegen Mönchengladbach gelang ihm zwar kein Treffer, doch mit viel Aufwand schuf er immer wieder Lücken für die nachrückenden Mitspieler – ganz so, wie es Lewandowski macht.
Schieber oder die "spanische Variante"
Doch nicht nur für Schieber verbirgt sich im Fehlen von Lewandowski eine Chance. Der BVB kann – wenn auch ungewollt – in den nächsten Begegnungen einen Eindruck davon bekommen, wie sich das Spiel ohne Lewandowski, dessen Zukunft weiterhin offen ist, gestalten könnte. Denkbare wäre auch, dass Jürgen Klopp die „spanische Variante“ wählt und Marco Reus in vorderster Front agiert.
Nicht wenige halten den Polen für unersetzlich. Eine Sichtweise, für die sich unzählige Beweise auftreiben lassen, die hieb- und stichfest sind. Schieber wird, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt, jedoch alles dafür tun, Argumente anzubieten, dass er, sollte es eines nahen oder fernen Tages nötig sein, Lewandowski beerben kann.