Der Coach geriet ins Schwärmen: "Überragend", "einfach großartig", aber auch "überraschend" fand er die Art und Weise, wie seine Reservisten die Serie der Glanzvorstellungen des BVB in der Königsklasse krönten. "Was meine Mannschaft gemacht hat, ist verrückt. Ich hatte ganz großen Spaß", sagte der 45-Jährige nach dem 1:0 (0:0) im letzten Vorrundenspiel gegen den englischen Meister Manchester City.
Schon zuvor fast sensationell als Gruppenerster in der sogenannten "Hammer-Gruppe" für das Achtelfinale qualifiziert, setzte das verstärkte B-Team noch eins drauf. Am Ende standen beeindruckende 14 Punkte (vier Siege und zwei Unentschieden), mit denen der ungeschlagene BVB die Superstars von Real Madrid, Ajax Amsterdam und ManCity hinter sich ließ und die Chance auf einen "machbaren" Gegner in der ersten K.o.-Runde im Februar wahrte.
Von einem derartigen Husarenritt durch die wohl schwierigste aller acht Gruppen hatte nach dem ernüchternden Aus im Vorjahr niemand zu träumen gewagt. Sogar sechs Siege wären möglich gewesen. Ein fragwürdiger Handelfmeter (90.) zum 1:1 in Manchester und ein Freistoß von Nationalspieler Mesut Özil (89.) zum 2:2 in Madrid verhinderten den ganz großen Coup.
Doch auch so sorgt die Bilanz in Europas Beletage für Aufsehen. Manchesters Teammanager Roberto Mancini schloss sich der Meinung von Reals Trainer José Mourinho und Amsterdams Frank de Boer an: "Dortmund ist eine Mannschaft, die den Titel gewinnen kann."
Doch davon wollen die Borussen noch nichts wissen. Sie genossen den Augenblick, sie "saßen nach dem Abpfiff in der Kabine und haben sich die Tabellen-Konstellationen in den anderen Gruppen angeschaut" (Klopp), denn ihnen wird am 20. Dezember ein Zweiter der Parallelgruppen zugelost. "Wir werden uns zurücklehnen und sehen, was kommt. Hauptsache, es bleiben alle gesund", sagte Torhüter Roman Weidenfeller selbstbewusst und konstatierte: "Wir haben aus dem letzten Jahr viel gelernt."
Und das gilt nicht nur für die Stammspieler. "Lust gepaart mit Selbstbewusstsein - dann kann so etwas zustande kommen", sagte Klopp über seine zweite Garde und ergänzte: "Alle haben ihren Kopf aus dem Fenster gehalten und gezeigt, dass sie noch da sind. Das ist sehr wichtig für uns und macht mich glücklich." Dass Julian Schieber den entscheidenden Treffer (57.) erzielte, passte in das jüngste Kapitel des Dortmunder Champions-League-Märchens.
"Wir sind weit über 18 Mann, die zum Team gehören. Das zeichnet eine Mannschaft aus", sagte der frühere Stuttgarter."Es war wichtig, dass der Trainer uns das Vertrauen gegeben hat." Klopp musste sieben angeschlagene und erkrankte Akteure aus der ersten Reihe ersetzen, er hatte sechs Umstellungen im Vergleich zum 1:1 am vergangenen Samstag bei Bayern München vorgenommen.
Schieber habe gearbeitet "wie ein Tier", befand Klopp - wie alle anderen auch, als der BVB die behäbigen Weltstars des Premier-League-Zweiten wie schon beim 1:1 im Hinspiel in Schach hielt und demonstrierte, dass der Glaube und die richtige Einstellung Berge versetzen können. Dem Champion von der Insel wurde der Zahn frühzeitig gezogen, sodass er sogar die Lust auf ein Überwintern in der Europa League verlor. Zum zweiten Mal in Folge scheiterte City in der Gruppenphase und geht als bisher schlechtestes englisches Team in die Geschichte der Königsklasse ein.
Die Borussen spekulieren hingegen schon mit möglichen Gegnern im Achtelfinale. "Ob Porto, Arsenal oder AC Mailand, da sind noch richtige Knaller dabei", sagte Klopp. Dass die Konkurrenten sich inzwischen wünschten, "hoffentlich nicht gegen Dortmund" zu spielen, sei auch ein Qualitätsmerkmal. "Fest steht: Wir werden jedem weiteren Gegner ein unangenehmer Gegner sein", prophezeite Klopp und erfüllte mit breitem Zahnpasta-Lächeln den nächsten Interview-Wunsch.