Zum Fußball gehören immer mehr als elf einzelne Spieler, eine Mannschaft gewinnt und verliert zusammen. Beim FC Schalke ist das nicht anders, dennoch liegt bei den Königsblauen der Schlüssel zum Erfolg wohl in den Händen nur einer Person – Lars Unnerstall.
Auch bei der verdienten 1:3-Niederlage in Hamburg, bei der sieben von elf Schalker Profis nicht annähernd in Normalform agierten, war ein Fehler des Keepers maßgeblich für die nunmehr dritte Auswärtspleite in Serie. Unnerstall, stattliche 1,98 Meter groß, tauchte unter einem 25-Meter-Schuss von Maximilian Beister einfach hinweg. Der nicht zu entschuldigende Patzer brachte dem HSV nicht nur die Führung, sondern auch das Selbstbewusstsein für einen kaum gefährdeten Heimsieg über ein vermeintliches Spitzenteam der Bundesliga.
Wer noch einen Beweis dafür benötigte, wie ein Torwart seine Vorderleute im Spiel hält statt sie zu verunsichern, musste nur René Adler bei der Arbeit zusehen. Der seit seinem Wechsel von Leverkusen nach Hamburg formidable Rückkehrer in die deutsche Nationalelf hielt seine Mannschaft in der einzigen kritischen Phase der Partie in der zweiten Halbzeit mit glänzenden Aktionen auf Kurs.
Genau diese Qualität geht Unnerstall ab, nur Huub Stevens hat es als einziger noch nicht erkannt oder will es nicht sehen. Fest steht, dass der 22-Jährige Schalke in der laufenden Saison inzwischen zu viele Punkte gekostet hat, auch wenn ihm in den seltensten Fällen ein krasser Fehler wie am Dienstag in Hamburg anzulasten ist.
Stevens ist seinen Profis gegenüber natürlich viel zu gerecht, um in der Enttäuschung über eine Niederlage und die Art ihres Zustandekommens einzelne Spieler an den Pranger zu stellen. In Hamburg und auch am Mittwoch in Gelsenkirchen äußerte sich der Niederländer selbstverständlich nicht zu der momentan wichtigsten Personalie in seinem Kader.
Stevens hat die „T-Frage“ vor Beginn dieser Spielzeit zu Gunsten Unnerstalls entschieden, was nach den Eindrücken der Vorbereitung und aufgrund der vorherigen Verletzung Timo Hildebrands noch nachvollziehbar war. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, sich den Fehler ehrlich einzugestehen und im Heimspiel am Samstag gegen Mönchengladbach die bisherige Nummer zwei zu befördern.
Dass ein Großteil der Fans Unnerstall wegen seiner ungelenken Ballbehandlung ablehnt, spielt im emotionalen Schalke keine unwesentliche Rolle. Ihre Haltung gegenüber dem „Langen“ ist seit Wochen im Keller, nur ein schwacher Abschlag oder eine Verzögerung beim Pass nach vorne befeuert die miese Stimmung und wirkt sich lähmend auf die gesamte Mannschaft aus.
So ist die Partie gegen Gladbach in jeder Hinsicht ein guter Anlass für einen Neuanfang: Auf den Rängen, auf dem Platz und vor allem im Schalker Kasten!