Bayer 04: Preistreiberei

Griff in die Tasche der Gästefans

Abzocke, Preistreiberei. Der Aufschrei der Fans ist groß. Der Protest auch. Seit Bayer 04 Leverkusen vor Saisonbeginn seine Kartenpreise neu sortiert hat und seine Gegner in drei Töpfe eingeteilt hat, war kein Heimspiel in der BayArena ausverkauft. Und das, obwohl mit Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf bereits zwei der vermeintlich fünf Kassenmagneten in Leverkusen gastiert haben.

Im Gespräch mit RevierSport bezieht Bayer-04-Mediendirektor Meinolf Sprink zu den Vorwürfen Stellung.

Herr Sprink, bezeichnen Sie es als gerecht, wenn ein Anhänger des FC Schalke für einen Stadionbesuch 67 Euro bezahlen muss und das gleiche Ticket beim Spiel gegen Augsburg nur 23 Euro kostet?

Es ist ja nicht so, dass alle Gäste-Fans diesen Preis bezahlen müssen, sondern nur die Anhänger im hochwertigeren Block F4. Wir haben auch Stehplätze für 19 Euro und Sitzplätze für 36 Euro im Angebot. Diese Plätze sind naturgemäß schnell weg. Dass dann derjenige, der sich erst spät zu einem Stadionbesuch entscheidet, überlegen muss, ob er bereit ist, diesen Preis für ein Fußballspiel zu bezahlen, dafür habe ich Verständnis.

„Ganze Blöcke von Fans der Gastmannschaft unterwandert“

Bereits bei den Heimspielen gegen Mönchengladbach und Düsseldorf ist es deshalb zu Protesten der Gästefans gekommen. Jetzt hat auch S04 450 Karten nach Leverkusen zurückgeschickt. Haben sie die Preisschraube überdreht?

Es wäre verlogen zu behaupten, dass es nach diesen Spielen keine Fans gegeben hätte, die uns dafür kritisiert hättten. Wir werden uns nach dieser Saison im Verein zusammensetzen und die Neuregelung bewerten. Aber sie werden Verständnis haben, dass wir dabei zunächst an die Fans von Bayer 04 Leverkusen denken. In den letzten Jahren hatten wir insbesondere bei den Heimspielen gegen Schalke, Bayern und den BVB die Situation, dass ganze Blöcke im Stadion von den Fans der Gastmannschaft unterwandert wurden. Diese Mischbesetzung wollen wir mit der Neugestaltung der Kartenpreise künftig unterbinden.

Aber haben nicht gerade diese Fans in der Vergangenheit auch das Stadion gefüllt?

Wenn die Fans aus Schalke in den neutralen Blöcken ein Übergewicht haben, dann muss man sich als Heimverein Gedanken machen, welche Entwicklungen dazu geführt haben. Den Sicherheitsgedanken will ich hier gar nicht erst anführen. Nicht alle Stammzuschauer sind damit einverstanden, wenn aus Sitzplätzen plötzlich Stehplätze werden, weil die Einmalzuschauer das so wollen und praktizieren.

Zu welchen Erkenntnissen sind sie gekommen?

Wir mussten in der Vergangenheit schmerzvoll erleben, dass zum Beispiel unsere eigenen Mitglieder des Bayer-04-Clubs Karten gekauft und dann mit 100 oder noch mehr Prozent Gewinn an Gästefans weiterverkauft haben. Das ist komplett am Verein vorbei gelaufen. Dem wollten wir mit der Erhöhung der Preise für diese stark nachgefragten Spiele einen Riegel vorschieben. Gleichzeitig haben wir uns überlegt, wie wir diejenigen Fans belohnen können, die regelmäßig zu Bayer 04 kommen, aber sich keine Dauerkarte kaufen können oder wollen.

Aber verprellen sie damit nicht gerade diese treuen Fans?

Im Gegenteil: Wir wollen bewusst eine Art von Rosinenpickerei verhindern. Durch den Kauf eines Package wie zum Beispiel bei den Spielen gegen Schalke 04 und den 1. FC Nürnberg bezahlen die Zuschauer lediglich den Durchschnittspreis der Preiskategorie B. In der Rückrunde werden wir ein Dreier-Package zum Durchschnittspreis des mittleren Topfes B anbieten. Sie können dann zum Beispiel die Tickets zu den Heimspielen gegen Bayern München und Borussia Dortmund in der Kombination mit einem Klasse-A Spiel wählen. Wer aber nur den FC Schalke oder Bayern München sehen will, der muss dann eben mehr bezahlen. Wir finden das gerecht.