Die Sprechchöre kamen so überraschend wie laut daher und taten dem, für den sie bestimmt waren, richtig gut. „Unnerstall, Unnerstall“, skandierten die S04-Fans in der Nordkurve, nachdem der Keeper mit dem Vornamen Lars in der Schlussphase der einseitigen Partie gegen den VfL Wolfsburg endlich auch einmal die Gelegenheit erhielt, sich auszuzeichnen.
Zwei klasse Paraden – und die zuvor arg belastete Beziehung zwischen Schalkes momentaner Nummer eins und den Zuschauern in der Arena scheint wieder gefestigt.
So hatte der Schalker 3:0 (1:0) -Sieg gegen den für die internationen Plätze an-, aber in der jetzigen Form wie ein Absteiger aufgetretenen Klub des Schalker Ex-Trainers Felix Magath in mehrfacher Hinsicht versöhnenden Charakter. „Das Spiel hat mir Spaß gemacht. Und ich denke, die Fans hatten auch Spaß“, befand selbst Huub Stevens. Der Niederländer hatte ja zuletzt ein Teil des Publikums kritisiert, nachdem es die eigenen Spieler ausgepfiffen hatte.
Unnerstall ließ sich von der prächtigen Stimmung gerne anstecken. Obwohl er ein cooler Typ ist, war dem 22-Jährigen seine Erleichterung doch anzumerken. „Ich habe in den letzten Partien das Spiel bewusst in einigen Situationen langsam gemacht, damit die Jungs vor mir auch einmal durchpusten konnten. Dass ein Teil der Zuschauer damit nicht einverstanden war und gepfiffen hat, war nicht gerade hilfreich für uns, aber daher ist es umso schöner, dass wir mit den Fans jetzt den Sieg gegen Wolfsburg feiern konnten“, erklärte Unnerstall. „Die Rufe aus der Nordkurve haben mit gutgetan, das hört ein Spieler natürlich lieber als Kritik von den Rängen.“
„Der Lange“ hat rechtzeitig ein Zeichen gesetzt, dass er den Anforderungen in der Bundesliga gewachsen ist. Denn an diesem Montag will Timo Hildebrand nach fünfwöchiger Verletzungspause wegen eines Kapselrisses im linken Knie wieder ins Mannschaftstraining zurück kehren.
Dann geht der Kampf um den Platz zwischen den Schalker Pfosten von vorn los, ja schon zum Derby am übernächsten Samstag in Dortmund könnte ein Torwartwechsel anstehen. „Ich freue mich für Timo, dass er wieder da ist, aber eins ist auch klar und das habe ich immer gesagt: Ich will meinen Platz im Tor behalten“, kündigt Unnerstall an.
Zehn Tage dauert wegen der Länderspielpause die Ruhezeit, bevor die gewohnte Hysterie um die Nummer eins im Pott losgehen wird. Schalke geht nach dem Befreiungsschlag gegen Wolfsburg gestärkt in das Duell mit dem Nachbarn, dem er in drei der letzten vier Begegnungen unterlegen war. Um die schwarze Serie gegen den BVB zu beenden, braucht Schalke auch eine starke Nummer eins.
Keine leichte Entscheidung für Stevens, er hat die Qual der Wahl. Im Gegensatz zur Situation seines Kollegen und Vor-Vorgängers Felix Magath kann er mit diesem Luxusproblem aber sicher gut leben...