Meister gegen "Vize", Duell der Branchenführer und florierenden Fußball-Unternehmen: Die Garantie-Einnahmen von Borussia Dortmund und Bayern München aus dem DFB-Pokal von jeweils rund sechs Millionen Euro aus der Verwertung der Medienrechte wirken angesichts der Wachstumsraten beider Klubs wie "Peanuts". Gemessen an ihrer sportlichen und vor allem wirtschaftlichen Leistungskraft könnten die Finalisten des kommenden Samstags (20.00 Uhr/ZDF und Sky) den deutschen Fußball auch die kommenden Jahre dominieren.
Bayern "Lichtjahre voraus"
Schon vor der großen Chance, erstmals in der 103-jährigen Vereinshistorie das Double zu gewinnen, rollt beim BVB der Euro. Jener finanziell marode Klub, der noch vor sieben Jahren angesichts von 140 Millionen Euro Verbindlichkeiten von der deutschen Fußball-Landkarte zu verschwinden drohte, hat sich hinter den Bayern zu einer wirtschaftlichen Größe gemausert. "Den Umsatz möchten wir auf knapp 200 Millionen steigern", sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des einzigen börsennotierten deutschen Klubs, in einem Interview im Nachrichten-Magazin Focus. Das wäre Vereinsrekord.
Schon in der Halbjahres-Bilanz des laufenden Geschäftsjahres hat der BVB die 100-Millionen-Schallmauer (101,4 Mio. Euro) durchbrochen. Doch der 52-Jährige hält den Vergleich mit den Bayern weiter für unzulässig, obwohl operativ keine Bankschulden mehr bestehen: "Borussia Dortmund steht finanziell auf stabilen Füßen. Die Bayern spielen seit vielen Jahren in der Champions League. Sie sind uns wirtschaftlich Lichtjahre voraus."
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Bayern rüstet weiter auf
Das belegen auch die Zahlen des FC Bayern. Die Münchner hatten zum Abschluss des Geschäftsjahres 2010/2011 bei einem Umsatz ihrer AG von 290,9 Millionen Euro ein Eigenkapital von 268,3 Millionen und eine freie Liquidität von 129,1 Millionen angegeben.
Allein aus der Champions League wird der Teilnehmer des Heim-Finals am 19. Mai gegen den FC Chelsea mehr als 50 Millionen Euro kassieren und ohne Probleme in der Lage sein, wie vor der abgelaufenen Saison 44 Millionen Euro in Transfers (u.a. in Neuer, Boateng, Rafinha) zu investieren. Für die kommende Spielzeit sind bereits 16 Millionen Euro ausgegeben, zwölf für den Schweizer Xherdan Shaqiri und fünf für den Gladbacher Dante.
Doch gemäß den Andeutungen von Präsident Uli Hoeneß ist offenbar das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Kurzum: Die Bayern rüsten weiter auf. Denn eine dritte Spielzeit hinter dem BVB zu landen, darf sich das Aushängeschild des deutschen Fußballs nicht leisten.
BVB vervielfacht seinen Wert
Die Ausgaben der Schwarz-Gelben von bisher 20 Millionen Euro für Marco Reus (17 Mio.) und das Talent Leonardo Bittencourt (3 Mio./Cottbus) muten vergleichsweise bescheiden an. "Sollten wir neue, teure Spieler verpflichten wollen, ginge das nur, wenn wir andere abgeben würden", sagte Watzke. Zur größeren Geldquelle könnte der Japaner Shinji Kagawa werden. Der 23-Jährige, der mit einem Wechsel nach England liebäugelt, war vor zwei Jahren für 350.000 Euro gekommen. Derzeitiger Marktwert: rund 17 Millionen Euro.
Dank eines exzellenten Scoutings und eines glücklichen Händchens haben die Borussen den Wert ihrer Mannschaft in den letzten drei Jahren vervielfacht. Dortmund setzt jedoch als gebranntes Kind weiter auf Kontinuität und gesundes Wachstum - auch wenn in der kommenden Saison erneut rund 30 Millionen Euro Einnahmen aus der Champions League bereits garantiert sind. Dagegen nehmen sich die exakt 6,25 Millionen Euro für einen eventuellen Pokalsieg nach wie vor bescheiden aus. Doch der ideelle Wert der Trophäe bleibt weiterhin unbezahlbar.