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Mike Hanke
Der Wandel des "Auslaufmodells"

Mike Hanke: Vom "Auslaufmodell" zum Führungsspieler
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Es war eher ein Akt der Verzweiflung, keiner der Vernunft. Als Mike Hanke im Dezember 2010 nach Gladbach wechselte, galt er in Hannover als "Auslaufmodell".

Die Fans pfiffen, der Trainer murrte, also packte Hanke die Koffer. Seine Wahl fiel auf das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Bundesliga. "Wir waren beide in einer ausweglosen Situation", sagt Hanke. 14 Monate später steht fest: Es war ein Glücksgriff. Für beide Seiten.

"Für mich war es schwierig, einen Verein zu finden. Gladbach war der einzige Interessent aus der Bundesliga", sagte Hanke der Tageszeitung Die Welt. Von einer Notlösung kann längst keine Rede mehr sein, heute ist er ein Leistungsträger beim Überraschungsteam der Liga. Nicht zuletzt dank einer "Umschulung": Trainer Lucien Favre beorderte den gelernten Stoßstürmer hinter die Spitzen. "Dort verteile ich jetzt die Bälle. Favre ist der erste Trainer, der auch andere Qualitäten von mir zur Geltung bringen will", sagt Hanke.

"Ich habe Patrick ein bisschen von früher erzählt" Exemplarisch für das neue Rollenspiel war das 2:0 beim Rückrundenauftakt gegen Bayern München (3:1). Tödlicher Pass Hanke, Tor Patrick Herrmann - in dieser Folge wäre ein Treffer vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. Hanke ist zum Ideen-, aber auch Ratgeber geworden. "Ich habe Patrick ein bisschen von früher erzählt, wie ich da die Tore gemacht habe", sagt er und setzt sein verschmitztes Grinsen auf.

Coach Favre nennt die neue Position den "Neuneinhalber". Hinter den Stürmern also, aber vor dem offensiven Mittelfeld. "Mike ist ein guter Fußballer und ein sehr intelligenter Spieler", sagt der Trainer. Damit passt er perfekt zu Nationalspieler Marco Reus, mit dem er blendend harmoniert. "Marco ist ein Supertyp", findet Hanke: "Im Bus macht er seine Späßchen, und in der Kabine singt er. Das passt."

"Fußball ist nicht der Nabel der Welt" Es ist diese Lockerheit, die eines der Erfolgsgeheimnisse der gesamten Mannschaft ist. Bei Hanke hat sie auch einen traurigen Hintergrund. Der Selbstmord seines Teamkollegen Robert Enke lehrte ihn, den Fußball neu einzuordnen. "Nach Roberts Tod habe ich mir klar gemacht, dass ich eine tolle Familie habe, gesund bin, ein superschönes Leben habe und Fußball nicht der Nabel der Welt ist", sagt der einstige Nationalspieler: "Ich setze mich nicht mehr unter Erfolgsdruck. Ich genieße das Leben."

Zu sehen ist das auf dem Platz. Etwa, wenn Hanke mit Juan Arango zum Brasilien-Hit "Ai Se Eu Te Pego" die Hüften schwingt. Oder mit Reus per "Schnick-Schnack-Schnuck" entscheidet, wer einen Freistoß schießen darf. Zu sehen ist das aber auch nach den seltenen schlechten Spielen, wenn er sich vor die jüngeren Kollegen stellt. Aus Mike Hanke ist der Führungsspieler einer echten Spitzenmannschaft geworden. Keine schlechte Bilanz für ein "Auslaufmodell".

Und so bleibt wie beim Rest der Mannschaft die Frage, wohin die Reise gehen soll in dieser Saison. "Über Titelkampf sprechen wir nicht. Es wäre vermessen, darüber zu reden", sagt Hanke: "Wenn wir drei Spieltage vor Schluss noch immer da oben stehen, dann können wir darüber reden." Ganz ausgeschlossen scheint das derzeit nicht.

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