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Schalker Fans in Verruf
Platz zwei auf der Liste der Gewalttaten

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Schalke: Gegen den schlechten Ruf der Fans
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Wenn am Samstag Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 den Sieger im Revierderby ausspielen, treffen auch zwei der gewaltbereitesten Fanszenen aufeinander.

Das geht zumindest aus einer Statistik der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hervor. Falsch, behaupten die Fanbetreuer der Königsblauen, und erwarten auch diesmal keine besonderen Vorfälle.

RevierSport unterhielt sich mit Patrick Arnold, dem von Schalke 04 angestellten Beauftragten für Fanangelegenheiten und früheren Leiter des Schalker Fanprojekts, dem S04-Fanbeauftragten und künftigen Vorsitzenden des Schalker Fan-Club Verbandes, Frank Arndt, sowie den Sozialarbeitern Hendrik Jochheim und Markus Mau vom Schalker Fanprojekt über alte Vorurteile und neue Probleme.

Der jüngste Jahresbericht der ZIS weist nicht nur eine deutliche Zunahme der Gewalttaten in Fußball-Stadien auf, sondern führt Schalke 04 auch auf Platz zwei der Vereine mit gewaltbereiten Fans, nur knapp hinter ‚Randalemeister Frankfurt’. Haben Sie in der Arbeit mit Ihrem Klientel versagt?

Arnold: Wenn man die tatsächlich erfassten Gewaltdelikte zählt, mögen die Zahlen stimmen. Aber dennoch zeichnet diese Statistik ein falsches Bild unserer Fans. Man sollte die Zahl der Vorfälle in Relation zur Zahl der mitgereisten Anhänger setzen. Schalke 04 ist als einer der wenigen Vereine auswärts oft mit bis zu 10.000 Leuten vertreten. Grundsätzlich fallen Schalke-Fans viel eher durch ihre Kreativität und ihre leidenschaftliche Unterstützung unserer Mannschaft auf.

Es ist erst sechs Wochen her, als Schalker Fans bundesweit in die Schlagzeilen gerieten, und zwar auf der Rückfahrt vom Spiel in Hamburg, als es in Bremen zu Vorfällen kam. Hat es die gar nicht gegeben?

Arnold: Doch, natürlich! Aber es ist immer die Frage, wie solche Vorfälle transportiert werden. Die Überschrift ‚300 Schalker Hooligans randalieren am Bremer Hauptbahnhof’ verkauft sich besser als ein differenzierter Tatsachenbericht. Genau in dem Fall liegen zwischen der Darstellung in den Medienund unserer Wahrnehmung Welten.

Mau: Etliche Zeitungen, vor allem in Bremen und Umgebung, haben einfach den Polizeibericht abgedruckt. Dass darin nichts von einem unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei steht, ist klar.

Schalke Zweiter

Laut einer internen ZIS-Statistik war in der Saison 2010/11 unter den Erstligaklubs Absteiger Eintracht Frankfurt der Verein mit den meisten gewaltbereiten Fans (630). Es folgen Schalke 04 (625) und Borussia Dortmund (580).

Sie sind doch als Fanbetreuer mit im Zug. Können Sie nicht mit der Polizei reden?

Jochheim: Es kommt oft darauf an, wer da gerade im Einsatz ist. Sind es ältere Polizisten, die Erfahrung im Umgang mit Fußball-Fans haben, oder sind es junge Heißsporne, die sich beweisen wollen. In Bremen jedenfalls hat die Einsatzleitung nicht das Gespräch mit uns Fanbetreuern gesucht, sondern hat nach einem Flaschenwurf eines einzelnen Fans völlig unangemessen aggressiv reagiert. Es waren etliche junge Beamte dabei, die anscheinend überhaupt keinen Bock auf den Dialog mit uns hatten, sondern die Fans wurden komplett aus dem Zug geholt. Sogar als ein Fan dann auf dem Bahnsteig von einem Beamten gewalttätig angegangen wurde, hat ein Großteil unserer Fans immer noch versucht, die Lage zu beruhigen und deeskalierend einzuwirken.


Immer wieder geraten Ultras in den Verruf. Hat diese Gruppe, die sich doch eigentlich über den Support ihrer Vereine ausdrücken und ausleben wollen, inzwischen zu viele gewaltbereite Überläufer?

Arndt: Die Ultra-Bewegung ist eine Jugendkultur, und zwar inzwischen die größte in Deutschland. Die Ultras leben ihre Unterstützung für ihren Verein mit Choreografien und Gesängen aus, ein kleiner Teil davon ist aber auch gewaltbereit. Das ist ein gesellschaftliches Ding, für viele Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren sind verbotene Dinge einfach attraktiv. Früher war die Hooligan-Szene das Auffangbecken für diese Jungs, aber diese Szene gibt es heute kaum noch. Daher mischen sie sich unter die Ultras, doch dort sind sie absolut in der Minderheit und die Szene achtet auch selbst stark darauf, nicht in einen falschen Ruf zu geraten.

Auf der nächsten Seite: Gefährliches Spiel - das Derby

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