Die Spielzeit 2010/11 geht in die Geschichtsbücher des FC Schalke 04 als diejenige ein, die wohl am meisten in der jüngeren Historie des Klubs gleichermaßen Funktionäre und Anhänger spaltete und mindestens in zwei Lager aufteilte.
Da sind jene, die im Erreichen des nationalen Pokalfinales, vor allem aber im imponierenden Ritt bis ins Halbfinale der Champions League (gemeinsam mit Real Madrid, FC Barcelona und Manchester United!) einen absoluten Ausnahmeerfolg wahrnahmen. Und andere, die das Abschneiden in der Liga mit der schlechtesten Platzierung seit 17 Jahren angesichts des ungeheuer teuren Kaders als einzige Blamage auffassten.
Da war das Lager der Magath-Getreuen und jenes der verbitterten Gegner des in seiner Methodik höchst umstrittenen Erfolgsmenschen, die sich bis zu seiner Entlassung im März unversöhnlich gegenüber standen. Und dann noch diejenigen, die Manuel Neuer nach dessen Bekanntgabe seines Wechsels ausgerechnet zu Bayern München am liebsten sofort suspendiert hätten. Während ihm andere per Spruchbänder „Danke“ sagten für 20 Jahre Schalker Vereinstreue.
Wo man auch immer selbst gestanden haben mag: Wahrscheinlich hatten alle ein bisschen recht. Zumindest aber für die Unerklärlichkeit, dass die gleichen Spieler einerseits in Europa für Furore sorgten, im Alltag der Bundesliga aber nur knapp dem Abstieg entrinnen konnten, suchten alle Lager vergeblich nach Ursachen.
Vizemeister und DFB-Pokal-Halbfinalist - das erste Jahr von Felix Magath auf Schalke machte Hunger auf noch mehr Erfolge. Und so ging der spröde Meistercoach, mit Ehrenrunden und La Ola gefeiert, mit jeder Menge Vorschusslorbeeren und hohen Erwartungen in eine Saison, die niemals jemand in ihrem schrillen Verlauf so hätte vorhersehen können.
Keiner konnte zum Beispiel vor dem ersten Anpfiff erahnen, dass Magaths Schalker Zeit so schnell und so unrühmlich enden würde. Obwohl erste Anzeichen für aufmerksame Beobachter früh erkennbar waren. Denn Magath provozierte den Klub und seine Anhängerschaft mit sinnlosen, unerfüllbaren Forderungen nach noch mehr Geld und Macht, flirtete ungeniert mit möglichen neuen Arbeitgebern und ließ nahezu keine Gelegenheit aus, die Fans vor den Kopf zu stoßen und seine Distanz zum Schalker Volk zu demonstrieren.
Zudem sorgte er mit nur noch hanebüchenen Transfers für Erstaunen, Kopfschütteln und Wut. So startete ein krass orientierungslos zusammengewürfelter Haufen von Legionärskickern im Trikot des FC Schalke - und stand nach vier Spielen mit null Punkten am Tabellenende. Vor allem die Demütigung durch den BVB im eigenen Stadion hinterließ dabei Wunden, die ein ganzes Jahr lang nicht heilen sollten.
Nach dem überfälligen Trainerwechsel konnte unter dem alten, neuen Coach Ralf Rangnick wenigstens frühzeitig der Klassenerhalt gesichert werden. Für die nächste Saison muss der überteuerte und viel zu große Kader umgebaut werden. Es ist eine Titanenaufgabe für ihn und Manager Horst Heldt.