Es ist schon eine etwas ungewöhnliche Freundschaft: Auf der einen Seite Dede, 32 Jahre alt, geboren im brasilianischen Belo Horizonte, und auf der anderen Seite Kevin Großkreutz, genau zehn Jahre jünger und aufgewachsen in Eving im Dortmunder Norden – kaum ein Ort auf Erden könnte wohl weiter weg sein von Samba, von Sandstränden und Palmen.
Wenn der Brasilianer Dede allerdings spricht, dann leuchten die Augen von Großkreutz. Allerdings nicht – oder zumindest nicht in der Öffentlichkeit – weil Dede so gerne von den schönen Frauen in seiner Heimat erzählt. Viel mehr vermag er es mit so viel Hingabe, so viel Pathos und Melancholie vom Fußball und insbesondere Borussia Dortmund zu sprechen, wie es wohl nur die Lateinamerikaner mit ihrer Poesie im Blut können. Und wenn er dann also von Liebe, Verbundenheit, Treue und den anderen ganz großen Gefühlen spricht, dann versteht der Zuhörer plötzlich, warum sein Lieblingsmitspieler so gerne den Geschichten des Flügelflitzers lauscht, wenn dieser von den großen Zeiten des BVB spricht, von der Deutschen Meisterschaft 2002 oder dem UEFA-Cup-Finale im gleichen Jahr.
Nun war der Anlass allerdings, aus dem der Brasilianer, Michael Zorc und die Vertreter der Presse am Dienstagnachmittag zusammen gekommen waren, kein Fröhlicher für den Linksverteidiger. Denn gemeinsam mit dem BVB-Manager verkündete er das Ende einer langjährigen Zusammenarbeit. Einst als 20-jähriges Talent von Atletico Mineiro gekommen, verkündete Dede jetzt also, 13 Jahre später und mit der Erfahrung von 319 Bundesligaspielen (12 Tore) auf dem Buckel, seinen Abschied von Dortmund und seiner geliebten Borussia.
Beschäftigten wollte er sich angesichts seiner ungewissen sportlichen Zukunft dabei vor allem mit der Vergangenheit: „Mit 20 bin ich hier hergekommen“, erinnerte er sich. „Damals dachte ich, ich würde hier drei Jahre spielen und dann nach Brasilien zurückkehren. Doch es sollte bekanntlich anders kommen: „Ich fand mich hier in den Arm genommen“, sprach er mit Tränen in den Augen. „In all den Jahren habe ich gelernt, den Verein von ganzem Herzen zu lieben. Und das habe ich auch auf dem Platz gezeigt.“
Widersprechen mochte ihm zu diesem Zeitpunkt längst niemand mehr. Im Gegenteil: „Er stand über ein Jahrzehnt für Topleistungen auf der linken Seite“, schwärmte Michael Zorc, der aber auch – und vor allem – die menschlichen Qualitäten Dedes hervorhob. „In der gesamten Zeit hat er uns vor allem bei der Integration lateinamerikanischer Spieler geholfen. Er war immer eine Art Außenminister.“
Als ein solcher wird er sich übrigens auch im Sommer wieder auf den Weg machen – und zwar nicht alleine. „Er ist ein toller Mensch, ein Supertyp und ein großartiger Fußballer“, verrät Kevin Großkreutz. „Und deshalb werde ich im Sommer auch wieder mit ihm nach Brasilien fliegen.“
Zuvor allerdings steht noch eine ganz große Party in der neuen und bald alten Heimat an. Denn abschließend versicherte Michael Zorc: „Wir wollen ihm natürlich noch eine würdigen Abschied am letzten Spieltag bereiten. Am besten als Deutscher Meister.“