Roman Weidenfeller ist Kapitän, "Senior" und die unumstrittene Nummer "1" im jungen Team von Borussia Dortmund, der derzeit beste Torhüter der Bundesliga und große Rückhalt der Westfalen auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft. Und der soll er nach den Vorstellungen der BVB-Verantwortlichen auch bleiben. Doch derzeit sorgt der 30-Jährige mit Glanzparaden, aber auch seinem Poker um einen lukrativen und längerfristigen Vertrag über das Saisonende hinaus, für Schlagzeilen.
"Ich hoffe auf ein positives Ergebnis. Wir haben gute Argumente auf unserer Seite und führen konstruktive Gespräche", sagte Sportdirektor Michael Zorc zu den neuesten Gerüchten, wonach Weidenfeller mit der derzeit besten Werten aller Liga-Keeper (78 Prozent gehaltene Bälle, nur 9 Gegentore) mit dem englischen Premier-League-Klub Aston Villa in Verbindung gebracht wird.
Angesichts eines ablösefreien Wechsels, dem zu erwartenden Handgeld und höheren Grundgehalts wäre der Sprung auf die Insel für Weidenfeller sicherlich eine Überlegung wert. Die Sache hat nur einen Haken - Aston Villa ist derzeit Tabellen-14. und damit weit entfernt von den Europacup-Plätzen. In Dortmund hingegen winken in der kommenden Saison erneut internationale Auftritte, höchstwahrscheinlich in der Champions League - vielleicht sogar als deutscher Meister.
"Dortmund ist mein erster Ansprechpartner", betont Weidenfeller, der erst kürzlich seinen Berater wechselte, bei jeder Gelegenheit. Wie auch BVB-Geschäftführer Hans-Joachim Watzke stets bestätigte: "Wir wissen, was wir an Roman haben." Und auch Weidenfeller weiß offensichtlich, was er an der Borussia hat. Denn Dortmund ist für den Pfälzer längst zur zweiten Heimat geworden.
"Ich habe alle Höhen und Tiefen miterlebt. Von der Champions League bis hin zum verhinderten Abstieg habe ich ein Stück BVB-Geschichte mitgeschrieben", sagt Weidenfeller. Der Gewinn einer Meisterschaft blieb ihm bisher versagt, denn er kam erst 2002 nach dem letzten Titel zur Borussia und stand dort zunächst eine Saison im Schatten von Jens Lehmann. Nach dessen Wechsel zum FC Arsenal rückte der Ex-Lauterer nach und nach in die erste Elf.
Die Sympathien der Fans musste sich der manchmal allzu impulsive Goalgetter mit der oftmals großen Klappe jedoch mühsam erkämpfen. "Ich glaube, dass für mich das gleiche gilt wie für einen guten Rotwein, der gereift sein muss, ehe er perfekt sein kann. Mit dem Alter kommt die Gelassenheit, und man geht ganz anders an die Dinge heran", sagt er und führt im sportlichen Bereich als Beispiele Vorgänger Lehmann und Edwin van der Saar (Manchester United) an. "Die sind bzw. waren mit 40 noch richtig gut! Jetzt beginnt für mich das beste Torwartalter. Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre spielen kann." Klopp: "Seine Entwicklung ist außergewöhnlich gut"
Auch Trainer Jürgen Klopp lobt seinen ehrgeizigen Keeper: "Seine Entwicklung ist außergewöhnlich gut. Er strahlt absolute Souveränität und Sicherheit aus." Am vergangenen Samstag gegen Werder Bremen (2:0) bestritt Weidenfeller sein 204. Bundesligaspiel.
Zahlreiche der sogenannten Experten hatten den 1,90 m großen Modellathleten schon in den letzten Jahren als einen der besten deutschen Torhüter ausgemacht. Bereits 2005 und 2006 kürte ihn das Fachmagazin kicker zum besten Bundesliga-Keeper. In der letzten Saison spielte der BVB mit Weidenfeller zehnmal zu Null, in den bisherigen 16 Spielen der Hinrunde schon achtmal.
Warum er denn noch keine Berufung in die A-Nationalmannschaft bekommen habe? Dazu Weidenfeller: "Ich kann nur gute Leistungen abliefern. Da bin ich der falsche Ansprechpartner, das haben andere zu entscheiden."