Architekt Felix Magath steht beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 schon nach dem ersten Spieltag vor zwei königsblauen Großbaustellen. Während das Team mit zwei weiteren Transfers auf Kurs gebracht werden soll, will Magath den Frieden mit den Fans auf einem Krisengipfel am Donnerstag wiederherstellen.
Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies will das Treffen persönlich moderieren, das durch den Rauswurf des Fanbeauftragten Rolf Rojek erst nötig geworden ist. "Die Stimmung hier ist derzeit nicht in Ordnung. Die Abberufung Rojeks hat seine triftigen Gründe. Was aus der Geschichte gemacht wurde, dass dies ein Angriff auf die Fanszene sei, ist aber völlig überzogen", sagte Tönnies, der Magath indirekt warnte: "Unsere Fans sind unser höchstes Gut - an die lassen wir nichts heran."
Magath selbst war es, der die Lage völlig falsch einschätzte und diejenigen, die seinen radikalen Kurs bei der Umstrukturierung des Revierklubs nicht guthießen, als "kleine Gruppe" bezeichnete. Beim Liga-Auftakt in Hamburg trugen 3000 Fans weiße T-Shirts mit der Aufschrift "Kleine Gruppe". Auch Spieler, darunter Kapitän Manuel Neuer, sowie Aufsichtsratsmitglied Horst Poganaz zogen sich die Shirts nach der Begegnung an und opponierten so bewusst gegen Felix Allmächtig.
Der Trainer, Sportdirektor und Manager bastelt derweil weiter an der Mannschaft, die am Samstag mit einem Sieg gegen Hannover 96 schon zum Siegen verdammt ist. Zwei Stammspieler sollen für die Offensive noch verpflichtet werden. Heißester Kandidat ist derzeit der brasilianische Nationalspieler Julio Baptista vom AS Rom. Fünf Millionen Euro Ablöse sind im Gespräch.
Beim Thema Zvjezdan Misimovic will sich Magath ebenfalls nicht geschlagen geben, dürfte sich allerdings bei Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß die Zähne ausbeißen. "Felix kann so lange baggern, wie er will. Wir geben Zwetschge nicht ab", sagte der VfL-Macher. Der Weg für den Spielmacher wäre erst frei, wenn sich Wolfsburg wider Erwarten mit Juventus Turin doch noch über einen Wechsel von Diego einigt.
Es ist ohnehin erstaunlich, dass Magath eher Verstärkungen für die Offensive sucht. Gegen Hamburg offenbarte sich die in der vergangenen Saison viel gerühmte Abwehr vor Nationaltorwart Neuer als Problemzone. In Rafinha, Heiko Westermann und Marcelo Bordon haben drei Stammkräfte der Viererkette den Verein verlassen. Nur Benedikt Höwedes trägt noch das königsblaue Trikot.
Beim HSV wirkte der von Real Madrid gekommene Christoph Metzelder ebenso überfordert wie die plötzlich zu Außenverteidigern umfunktionierten Joel Matip und Hao Junmin. Magath verwies in diesem Fall zwar auf die Verletzungen von Tim Hoogland und Christian Pander, gab jedoch auch zu: "Es war nicht zu übersehen, dass wir noch die eine oder andere Verstärkung benötigen. Wenn wir den Ansprüchen an uns gerecht werden wollen, brauchen wir neue Qualität."
Am kommenden Samstag empfängt der Vizemeister im ersten Heimspiel der Saison Außenseiter Hannover 96 mit dem ehemaligen Schalker Trainer Mirko Slomka - eine für Magath in mehrfacher Hinsicht richtungweisende Begegnung.