Dreimal klingelte das Handy von Dietmar Beiersdorfer allein während der ersten Viertelstunde beim Abschlusstraining vor dem entscheidenden Champions-League-Qualifikationsspiel am Dienstag in Pamplona. Während sich die Profis des Hamburger SV in der Hauptstadt der nordspanischen Region Navarra auf das richtungweisende Match bei CA Osasuna vorbereiteten, kümmerte sich der Sportchef weiter um den Kader. `Wir werden einen neuen Innenverteidiger verpflichten´, sagte Beiersdorfer, `unabhängig von der Champions-League-Teilnahme.´
##Picture:panorama:2094## An zahlreichen Fronten gleichzeitig mussten die Verantwortlichen beim HSV in den letzten Tagen arbeiten. Als ob der Holperstart in der Bundesliga und das Acht-Millionen-Euro-Spiel um die Königsklasse nicht genug Probleme bedeuteten, kam am vergangenen Freitag ja noch der Transfer von Khalid Boulahrouz für 13 Millionen Euro zum FC Chelsea hinzu. Nach Sergej Barbarez und Daniel van Buyten ging damit der dritte Leistungsträger des Vorjahres. `Ich kann verstehen, dass unsere Fans über diese Situation überrascht sind´, meinte Trainer Thomas Doll, `aber unsere Planungen dürfen nicht nur die Phase betreffen, in der wir uns zurzeit befinden.´ Der Boulahrouz-Nachfolger soll noch in dieser Woche präsentiert werden. `Der Spieler kommt auf jeden Fall´, betonte Doll. Der gerüchteweise gehandelte Niederländer Johnny Heitinga aber ist es nicht, obwohl Beiersdorfer letzte Woche bei Ajax Amsterdam gesichtet wurde.
Aber da ging es wohl eher um den 19 Jahre alten Stürmer Ryan Babel, der vor einer Woche in Meppen beim U21-Länderspiel der überragende Spieler der Niederländer beim 2:2 gegen Deutschland unter den Augen von Doll war. `Für mich ist es eine Herausforderung, immer neue Spieler zu integrieren´, sagt er 40-Jährige. Seit 22 Monaten ist er nun als Trainer für die Mannschaft verantwortlich, seitdem ging es ständig bergauf. Zuletzt aber musste er neue Erfahrungen machen, es lief nicht mehr rund. `Ich lerne auch noch jeden Tag dazu, weiß nicht alles´, erklärt der ehemalige Nationalspieler, `ich muss mich selbst jeden Tag hinterfragen. Aber wenn man sich auf Altes zurückzieht, ist das ein Rückschritt.´
In die Personalpolitik ist er vollständig integriert, trägt die Entscheidungen von Beiersdorfer und Vorstandschef Bernd Hoffmann jedenfalls nach außen voll mit. `Es gibt nichts, was ich nicht weiß´, bestätigt Doll. Alle drei haben das langfristige Ziel vor Augen, dass Hoffmann im November ausgegeben hat: Die Top-20 in Europa innerhalb von fünf Jahren zu erreichen. Dass es dabei auch Rückschläge gibt, ist allen klar. `Man darf nicht nur die Momentaufnahme sehen´, lautet das Credo von Beiersdorfer, `wir müssen die Entscheidungen treffen, die wir langfristig für den Verein für richtig halten.´ Und schon wieder klingelt das Handy.