Am Dienstag um 19.26 Uhr begann mit dem Druck einer Kinderhand auf einen roten Knopf eine neue Zeitrechnung in der Fußball-Berichterstattung im deutschen Fernsehen: Der kleine Carlos, Sohn von arena-Geschäftsführer Christoph Bellmer, gab im WM-Stadion in München den Startschuss zur ersten Live-Übertragung beim neuen Bundesliga-Sender.
Drei Tage vor Beginn der 44. Saison war es eine weitgehend gelungene Generalprobe mit pompösem Feuerwerk, aber auch einigen schwarzen Bildschirmen. `Arena ist ein wichtiger Partner der Bundesliga. Ich hoffe auf ein freundschaftlich-partnerschaftliches Verhältnis und erwarte, dass sie den Fans den Fußball perfekt präsentieren´, sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor dem 0:3 gegen 1860 München. Sein Wunsch wurde nur bedingt erfüllt, arena war dafür aber nur bedingt verantwortlich. Mancher Kabelkunde sah statt der Partie nur die Nachricht, dass seine `Smartcard für diese Sendung nicht freigeschaltet´ sei. Nach Auskunft des Senders ein Problem von Premiere, dem TV-Partner von arena im Kabelnetz, der die Technik für die Entschlüsselung des Pay-TV-Signals liefert. `Wenn wir neue Programme ausstrahlen, brauchen Receiver etwas Zeit, um die Software zu aktualisieren´, sagt Dietrich Wöstehoff von Premiere.
Die Kunden, die schwarz statt Fußball sahen, hätten ihrem Empfangsgerät diese Zeit wohl nicht gegeben, vermutet er. `Wir sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Kunden wissen, was sie machen müssen. Das war offenbar nicht so.´ Der Sender, der seit Anfang April 80.000 Abonnenten verloren hat und hohe finanzielle Verluste verkraften muss, will seine Kunden noch einmal über die Neuerung informieren. Ob die knappe Zeit dafür reicht, ist aber fraglich. Arena-Sprecherin Susanne Jahrreiss ist gleichwohl optimistisch. `Wir sind zuversichtlich, dass Premiere die Probleme bis Freitag lösen wird´, sagt sie. Keine Schwierigkeiten hatten Zuschauer, die sich die Pleite der Bayern über Satellit ansehen wollten. Was sie sahen, war nicht das angekündigte `alles anders, alles besser´, sondern der von Premiere gewohnte, solide Fernseh-Fußball.
Erst am Wochenende, wenn es in der Liga um Punkte und den Titel geht, soll es dann den versprochenen `Fußball für die Fans´ geben. Das mobile arena-Studio soll jede Woche in einer anderen Stadt von der Eliteklasse berichten. Den Auftakt macht Gelsenkirchen mit der Partie Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt am Samstag. Anders als bei Vorgänger Premiere hat dann jede Partie einen eigenen Vorlauf von 15 Minuten - in erster und zweiter Liga. Die Konferenz soll etwas beschleunigt werden, indem bei Toren sofort der Bildschirm geteilt wird. Ab 17.30 Uhr gibt es dann die einstündige Zusammenfassung der Samstagsspiele. `Es gibt zum Stadion keine bessere Alternative als arena´, sagte Programm-Manager Dejan Josic am Dienstag. Man darf gespannt sein.