VfL: Mavraj der Verräter

Drohungen nach Länderspiel-Absage

Die Woche des Mergim Mavraj stand unter keinem guten Stern. Seit Wochenmitte gilt der Innenverteidiger, der momentan über die deutsche und albanische Staatsbürgerschaft verfügt, in Albanien als „Vaterlands-Verräter“. Nachdem albanische Medien im Boulevard-Stil verkündet hatten, dass sich Mavraj weigere, für die albanische Nationalmannschaft aufzulaufen. Mavraj: „Das ist völliger Unsinn! Ich hatte einen Anruf vom neuen albanischen Nationaltrainer und habe ihm erklärt, dass ich noch Zeit brauche um mich zu entscheiden.“ Aus diesem Grund und nach völliger Übereinstimmung mit dem albanischen Coach hatte Mavraj schon vor 14 Tagen eine Einladung nach Tirana zum bereits durchgeführten Länderspiel Albanien gegen Nordirland abgelehnt. „Der Coach hatte dafür volles Verständnis und wir haben uns bis nach der Fußball-WM vertagt.“

Doch die albanische Presse hat daraus ein richtiges Fass aufgemacht und seit Tagen war Mavraj plötzlich Thema Nummer eins. Die Folge: Auf der Internet-Community Facebook gingen mehr als 150 Eintragungen ein. Plötzlich war Mavraj ein Vaterlands-Verräter, der sein Land Albanien im Stich gelassen haben soll. Mavraj: „Blanker Unsinn!“

Das Hickhack begann im Sommer 2006. Hans-Peter Briegel wollte als albanischer Coach Mavraj am Rande des Regionalligaspiels Darmstadt gegen Hoffenheim ködern. Mavraj: „Ich sollte mich einbürgern lassen. Das habe ich auch getan.“

Wenig später war dann U21-Trainer Dieter Eils beim Spiel von Darmstadt gegen Bayern II, bat ebenfalls um Einbürgerung, „Und so habe ich dann mein erstes U21-Länderspiel für Deutschland gegen Italien gemacht.“ Durch eine Adduktorenverletzung und den Wechsel zum VfL Bochum wurde die internationale Karriere zunächst unterbrochen. Und als er endlich wieder den Sprung in die deutsche U21 geschafft hatte, zog er sich in Köln eine schwere Knieverletzung zu und wurde so vermutlich um den Titel Europameister 2009 gebracht.

Leben in die mögliche internationale Karriere des Mergim Mavraj kam dann wieder nach dem Sieg bei Hannover im Dezember des vergangenen Jahres. Trainer Kuze war von der Leistung Mavrajs angetan und so flatterte jetzt diese Einladung ins Haus. Mavraj: „Das Fernsehen war sogar auf dem Land bei meinem 62-jährigen Onkel Qerim, hat ihn interviewt und ihn gefragt, warum sein Neffe nicht für Albanien spielen will. Mein Onkel hat das gar nicht verstanden und ich war plötzlich ein Vaterlands-Verräter. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“

Jetzt will Mavraj das Thema erst einmal ruhen lassen und sich irgendwann im Herbst entscheiden, ob und für wen er demnächst im Nationalteam die Fußballschuhe schnüren kann. Wobei seine Chancen in Albanien sicherlich ungleich größer sind, als bei der DFB-Auswahl. In Bochum interessiert die VfL-Fans aber viel mehr, wo Mavraj in der Saison 2010/2011 spielen wird, denn das Vertragsangebot des VfL Bochum hat er bisher noch nicht angenommen. Doch vieles spricht dafür, dass er nach seinem Vertragsende im Juni 2010 weiterhin beim VfL spielen wird.

P.S.: So ganz viel Gedanken über die Drohungen aus Albanien muss sich Mavraj nicht machen. Schließlich waren die meisten kombiniert mit einer Freundschaftsanfrage bei Facebook.