Nach dem 2:2 gegen den königsblauen Nachbarn 14 Tage zuvor, sorgte diesmal das 1:1 gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter Bayer Leverkusen für Furore. Nach dem 1:1 (0:1) stellte man im Spielerlager eine erstaunliche Wende fest.
War der Punktgewinn gegen die Schalker von den Spielern noch wie ein Sieg gefeiert worden, so stellte Heiko Herrlich am späten Samstag Nachmittag etwas Bemerkenswertes fest: „Diesmal herrschte eine gewisse Unzufriedenheit. Das freut mich, denn es zeigt, dass mittlerweile ein gewisses Anspruchsdenken bei uns eingekehrt ist.“
Herrlich, der Bayer in den letzten Monaten wiederholt beobachtet hatte, entschloss sich vor dem Anpfiff zu einem mutigen Schritt. Lewis Holtby, grade einmal eine Woche im VfL-Training, erhielt den Vorzug auf der linken Seite. Doch zunächst war der VfL bemüht, die Abwehr so kompakt wie möglich zu halten. Dies gelang trotz des 0:1-Halbzeitrückstandes fast perfekt. Lediglich zwei Einzelaktionen von Eren Derdiyok, bei denen Philipp Heerwagen seine ganze Klasse zeigen konnte, sorgten vor dem VfL-Tor für Gefahr, bis Joel Epallé in der Vorwärtsbewegung ein fast spielentscheidender Fehlpass unterlief.
Die Folge: Stefan Kießling passte auf Derdiyok, der mit einem Schlenker Marcel Maltritz und Mergim Mavraj düpierte und zum 0:1 einschoss. Bayer-Coach Jupp Heynckes: „Wir haben unser Spiel gut begonnen und die Partie kontrolliert und zudem das wichtige 1:0 gemacht.“ Doch der routinierte Coach stellte auch anerkennend fest: „Wir sind auf einen hochkonzentrierten VfL getroffen, der leidenschaftlich gekämpft hat.“
Und weil die Gastgeber immer weiter kämpften, kamen die Kontermöglichkeiten für die Hausherren fast zwangsläufig. Heynckes: „Ich glaube, dass das 1:1 das erste Kontertor in dieser Saison überhaupt war, das wir hinnehmen mussten.“ Mit dem Treffer gab Leverkusen auch ein Stück Ordnung auf, denn Renato Augusto kam für den Außenverteidiger Daniel Schwaab und Heynckes gestand ein: „Damit hat das Mannschaftsgefüge nicht mehr gestimmt.“ Zu diesem Zeitpunkt standen die VfL-Fans längst auf ihren Sitzen, denn wie Holtby Zlatko Dedic beim Ausgleich frei spielte, deutete an, das Sportvorstand Thomas Ernst nach der Verpflichtung von Milos Maric mit der Ausleihe von Holtby ein weiterer Volltreffer gelungen ist.
Herrlich: „Am meisten gefallen hat mir die Ordnung, ich freue mich über den Punkt und über unsere Kompaktheit. Leider haben wir oft zu lange den Ball gehalten, aber in der zweiten Halbzeit haben wir das gut gemacht. Schade nur, dass wir die letzten Konter nicht genug zu Ende gespielt haben.“
Und so ist der VfL seit mittlerweile fünf Bundesliga-Begegnungen ohne Niederlage, hat von den letzten neun Partien nur gegen Bayern verloren und ist auf dem besten Wege wieder einmal den Klassenerhalt zu schaffen. Das man dabei erneut gegen ein Spitzenteam einen Rückstand egalisieren konnte, unterstreicht, dass die einst Unbeugsamen von der Castroper Straße in diesen Monaten eine Art Auferstehung erleben.