Zwei allerletzte Joker und ein demontierter Torhüter - mit dieser hochbrisanten personellen Gemengelage will und muss Hannover 96 im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt noch einmal durchstarten. "Mehr bleibt uns nicht, jetzt muss auf allen Ebenen hart gearbeitet werden", fordert 96-Präsident Martin Kind, der finanziell ins Risiko gegangen ist: "Wenn wir absteigen, waren die Entscheidungen falsch."
Die Last-Minute-Leihgeschäfte mit Stürmer Arouna Kone vom FC Sevilla und Mittelfeldspieler Elson vom Bundesliga-Rivalen VfB Stuttgart sollen das Mannschaftsgefüge bei den Niedersachsen nach fünf Niederlagen hintereinander entscheidend stabilisieren. "Jetzt strahlen wir hoffentlich mehr Torgefahr aus", erklärt Trainer Mirko Slomka. Dass ein dritter geplanter Transfer scheiterte, bescherte dem gerade erst installierten Coach allerdings gleich eine neue Baustelle. Ein kurzfristiger Wechsel von Torwart Gerhard Tremmel - derzeit beim Zweitligisten Energie Cottbus unter Vertrag - kam nicht zustande. Beim ohnehin durch den Tod seines Vorgängers Robert Enke immer noch verunsicherten 96-Keeper Florian Fromlowitz dürfte diese Aktion nicht zur Steigerung des Selbstbewusstseins beigetragen haben.
Zudem weiß niemand, ob die beiden neuen offensiven Kräfte echte Verstärkungen für die Norddeutschen sein werden. Elson gelang in fünf Jahren beim VfB nie der Durchbruch, für Kone spricht eigentlich nur die Ablösesumme von zwölf Millionen Euro, die Sevilla vor drei Jahren dem PSV Eindhoven überwies. Immerhin: "Familienanschluss" ist für den Ivorer an der Leine gewährleistet, denn mit Constant Djakpa und Didier Ya Konan tragen bereits zwei Profis von der Elfenbeinküste das 96-Trikot.
Da ist eine geschätzte Leihsumme von insgesamt 1,2 Millionen Euro ohne jede Kaufoption eine ganze Menge Geld. Slomka bleibt so kaum etwas anderes übrig, als zumindest nach außen hin alle Zweifler zu besänftigen: "Wir haben einen torgefährlichen Stürmer und einen guten Passgeber dazubekommen. Genau das, was uns zuletzt gefehlt hat." Elson und Kone werden beim Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) bei 1899 Hoffenheim in der Hannoveraner Startformation stehen. Fraglich hingegen, ob Fromlowitz im Tor des Tabellen-16. bleibt. Als Alternative steht allerdings nur noch Uwe Gospodarek bereit. Der bereits 36 Jahre alte Schlussmann war im Dezember als vereinsloser Spieler bis zum Saisonende verpflichtet worden, sein letzter Bundesliga-Einsatz ist bereits mehr als ein Jahr her.