Auch einen Tag nach dem Rücktritt von Manager Rudi Assauer herrschte beim FC Schalke 04 große Betroffenheit, doch die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten bemühten sich um Normalität im Tagesgeschäft.
"Wir sollten jetzt alle möglichst schnell dazu kommen, uns den eigentlichen Aufgaben zu widmen, nämlich den FC Schalke nach vorn zu bringen", sagte Finanzchef und Vizepräsident Josef Schnusenberg. "Alles geht seinen gewohnten Gang. Wir stellen nicht die Arbeit ein, nur weil einer nicht mehr dabei ist." Gleichwohl habe ihn der Rückzug seines langjährigen Weggefährten persönlich tief getroffen. "Es gibt nur Verlierer, keine Gewinner. Ich habe mit Rudi zwölf Jahre lang eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Deswegen ist es für mich äußerst schmerzlich."
Zwar bedauert Schnusenberg die Entwicklungen der vergangenen Wochen, Assauers spontanen Entschluss kann er aber nachvollziehen. "Ich hätte mich auch nicht vor ein Tribunal schleppen lassen." Der 62 Jahre alte Assauer war von allem Ämtern zurückgetreten, nachdem sich der zehnköpfige Aufsichtsrat unter Führung des Vorsitzenden Clemens Tönnies einstimmig gegen eine weitere Zusammenarbeit ausgesprochen hatte. Bei einem für den 20. Mai geplanten Treffen sollte sich Assauer noch einmal erklären, zog es aber vor, sofort die Konsequenzen zu ziehen: "Dann bleib ich lieber gleich zu Hause."
Viele Club-Angestellte, Vorstandsmitglieder und Fans bedauern das unrühmliche und unvermeidliche Ende der Assauer-Ära. "Schalke in Moll", beschrieb Pressesprecher Gerd Voss die gedrückte Atmosphäre auf der Geschäftsstelle und rund um die Veltins-Arena. "Die Stimmung ist sehr trüb. Es ist doch klar, dass sich niemand freut." Mannschaft und Trainer Mirko Slomka absolvierten wie geplant eine Trainingseinheit im Kraftraum.
Tönnies betonte erneut, dass Assauers Rückzug nichts mit den Medienveröffentlichungen der vergangenen Tage oder der "Maulwurf" -Affäre zu tun habe, sondern das Ergebnis einer längeren Entwicklung gewesen sei. Man habe sich die Entscheidung gegen Assauer nicht leicht gemacht, zumal dessen Verdienste um den Verein unbestritten seien. "Es war eine Summe der Dinge. Wir haben mit ihm wiederholt Vereinbarungen getroffen, an die er sich nicht gehalten hat. Das ist kein Umgang miteinander. Es hatte keinen Sinn mehr, weil er alle Brücken, die wir ihm gebaut haben, ausgeschlagen hat", erklärte Tönnies. Der Aufsichtsratschef richtet den Blick jetzt nach vorn. Schalke brauche eine "top-professionelle Führung" und "Ruhe im Verein. Nicht ständig Hickhack. Der Verein hat gelitten."
Möglichst schnell sollen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des finanziell angeschlagenen Clubs gestellt werden. Gerhard Rehberg, dessen Präsidenten-Amt Assauer am 1. August übernehmen sollte, signalisierte schon, übergangsweise bis 2007 weiterzumachen. "Wenn man mich fragt, tue ich das. Ich lasse den Verein jetzt nicht im Stich", erklärte der 70-Jährige. Im nun nur noch vierköpfigen Vorstand wird Teammanager Andreas Müller, ohnehin seit längerem für die sportlichen Belange federführend zuständig, ab sofort auf sich allein gestellt sein. Müller, für den Assauer stets ein wichtiger Ratgeber war, rückt nun noch stärker ins Rampenlicht. Tönnies kündigte an, dass auf der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung am 22. Mai "diese Personalien auf der Tagesordnung" stünden.