Vorbereitung Nach dem letzten Spiel bei Hannover 96 setzte Heiko Herrlich das Training weiter fort. Vom 21. bis zum 23. Dezember standen täglich zwei Einheiten auf dem Programm, bevor es in den Weihnachtsurlaub ging. Der Coach verzichtete auf ein Trainingslager in warmen Regionen, begann direkt nach Neujahr bereits mit der Rückrundenvorbereitung. Nach einem Trainingsspiel über 90 Minuten am 3. Januar ging es für drei Tage nach Tirol, wo das Lauftrainingslager aber mehr als Teambuilding-Maßnahme zu sehen war. Schon zu diesem Zeitpunkt war zu erkennen, dass die Mannschaft konditionell gut gerüstet ist. Die Pulsuhren dienten als Beweis dafür, dass die Spieler auch während der Feiertage die geforderten Hausaufgaben erfüllten. Nur ein Testspiel gab es. Eine Woche vor dem Rückrundenstart spielte der VfL im rewirpowerSTADION gegen den Zweitliga-Neunten SC Paderborn. Heiko Herrlich brachte dabei 21 Akteure zum Einsatz. Testspiel: VfL - SC Paderborn 2:1 Bilanz: 1 Spiel, 1 Sieg, 2:1 Tore Torschützen: Sestak, Klimowicz je 1 Treffer
Die Abwehr Mit Philipp Heerwagen und Andreas Luthe verfügt der VfL zumindest über zwei starke Torhüter, die in der Hinrunde die Erwartungen erfüllen konnten und sich klar vor ihren Konkurrenten Daniel Fernandes und René Renno positionierten. Ihre Vertragsverlängerungen lassen auch über die Saison hinaus die Sorgen auf der Eins verblassen. Ständige Wechsel im Abwehrverband sorgten in der Hinrunde dafür, dass der VfL in 17 Begegnungen 33 Gegentore hinnehmen musste. Nur Hertha BSC kassierte noch mehr. Allerdings hat sich der VfL, klammert man das Spiel gegen die Bayern aus, zuletzt stabilisiert. Und das, obwohl Anthar Yahia, der vielleicht stärkste Innenverteidiger, zwei Monate lang nicht mehr zur Verfügung stand. Auch der Ausfall von Philipp Bönig und die lange Anlaufzeit von Christian Fuchs, der nach langer Verletzung schwer in Tritt kam, führten zu einer gewissen Instabilität. Dieses Problem sollte in der Rückrunde gelöst sein.
Das Mittelfeld Hier hatte der VfL die deutlichsten Defizite. Zwar waren Christoph Dabrowski, nach zwischenzeitlichen Formschwankungen, Andreas Johansson und zu Beginn auch Daniel Imhof defensiv okay, aber nach vorne ging bei allen fast nichts.
Shinji Ono enttäuschte und verließ nun den VfL (Foto: VfL Bochum).
Da konnte Shinji Ono die Erwartungen längst nicht erfüllen und Mimoun Azaouagh geriet immer wieder durch Verletzungen aus der Bahn. Da auch die Formkurve der Außen Slawo Freier, Dennis Grote oder Joel Epalle meist nach unten wies, waren die Stürmer ausschließlich auf sich allein gestellt. Hinzu kam eine enorme Fehlerquote im Spielaufbau. Dies versuchte Heiko Herrlich abzustellen. Auch durch die Verpflichtung von Milos Maric, der in Zukunft den offensiven Part als Doppelsechs einnehmen soll.
Der Angriff Trotz der Verletzungsanfälligkeit von Diego Klimowicz, der mit vier Treffern immer noch der beste Angreifer ist, verzichteten die Verantwortlichen bisher auf eine Verstärkung im Offensivbereich. Ganz offensichtlich setzt man darauf, dass Stanislav Sestak im WM-Jahr sich noch deutlich steigert. Bisher erzielte der Slowake erst zwei Treffer. Aufhorchen ließen zuletzt auch Zlatko Dedic, Joel Epalle und vor allem Slawo Freier, den seine couragierten Auswärtsauftritte genug Schwung bringen sollten, um auch mal zu Hause sein Potenzial abzurufen. In der Vorbereitung deutete er an, dass er für den VfL in der Rückrunde zu einem echten Gewinn werden könnte. Eine weiter positive Entwicklung verspricht auch Roman Prokoph, der vielleicht noch einmal seine Offensivstärke in zentralerer Position unter Beweis stellen kann. Die Stärken
Kann sich auf weitere Einsätze freuen: Roman Prokoph (Foto: firo).
Mit den ersten sichtbaren Erfolgen zum Ende der Hinrunde hat sich die Stimmung innerhalb des Teams deutlich verbessert. In Tirol gab es endlich das Miteinander, das man in der Anfangsphase der Spielzeit gänzlich vermisste. Es herrscht mehr denn je ein Miteinander, es wird über Fehler gesprochen. Und einige Spieler, die bei Koller keine Rolle mehr spielten, suchen unter Heiko Herrlich eine neue Chance. Erfreulich dabei, dass der Coach den Mut hat, einem Talent wie Roman Prokoph über mehrere Spiele Vertrauen zu schenken. Ein deutliches Signal an die Nachwuchsabteilung, dass Talente an der Castroper Straße gut aufgehoben sind.
Die Schwächen Nach wie vor leidet der VfL-Anhänger unter der desaströsen Heimbilanz und der selten ansehnlichen Spielweise in den eigenen vier Wänden. Auch wenn die eine oder andere Niederlage unter äußerst unglücklichen Umständen zustande kam, ist es bekannt, dass sich die Herrlich-Elf bei Ballbesitz schwer tut, ein Spiel in die Hand zu nehmen und zu dominieren. So etwas darf man von einem Abstiegskandidaten zwar auch nicht unbedingt erwarten, doch im rewirpowerSTADION eine Schüppe drauf zu legen scheint möglich. Dass sie von der ersten bis zur letzten Minute dominant auftreten können, bewiesen sie ausgerechnet in Hannover. Ein bisschen mehr Mut, eine höhere Risikobereitschaft, dann ist der nächste Heimsieg nur eine Frage der Zeit. Die Prognose Dass der VfL wie fast in jedem Jahr um den Klassenerhalt bangen muss, ist angesichts der Voraussetzungen eigentlich selbstverständlich. Doch was der VfL in der Hinrunde zum Teil daheim anbot, war einfach nur Wasser auf die Mühlen derjenigen, die beim VfL immer das Glas eher halbleer als halbvoll sehen. Doch Heiko Herrlich scheint die Kurve zu bekommen. Mit 16 Hinrundenzählern hat man sich ein wenig berappelt und vor allem die Gewissheit eingesogen, dass man konkurrenzfähig ist und vielleicht mit Ausnahme der Top-Teams daheim und auswärts jeden Gegner bezwingen kann. Bleibt der VfL vom Verletzungspech der Hinrunde verschont, dann ist der direkte Klassenerhalt auf jeden Fall möglich. Einen so schlimmen Start wie in der Hinrunde darf man sich aber nicht erlauben. Trotz des hammerharten Auftaktprogramms muss schnell gepunktet werden.
Die Wunschelf Heerwagen - Pfertzel, Maltritz, Mavraj, Fuchs - Maric, Dabrowski - Freier, Azaouagh - Epalle, Sestak