Der BVB-Sportdirektor wirkt gelassen und hat sichtlich Spaß dabei, seinen jungen Schützlingen beim Training zuzusehen. Nur sieben Profis, die Dortmunds Coach Jürgen Klopp mit nach Südspanien genommen hat, sind älter als 23 Jahre. „Wir haben am Dienstag ein Testspiel elf gegen elf absolviert und mal durchgezählt:
Michael Zorc freut sich über die Entwicklung beim BVB (Foto: firo).
Elf der 22 Spieler stammten aus unserer eigenen Jugend“, berichtet der Ex-Profi, der selbst seit knapp 30 Jahren zum Verein gehört, stolz: „Das ist das, was unsere Kader prägt und kennzeichnet.“
Während die Konkurrenten nach dem Winter noch einmal teils heftig aufrüsteten, blieb es in Dortmund ruhig. Der Jugendstil, der die Borussia in den letzten zwölf Monaten zu 60 Punkten in der Bundesliga geführt hat, soll auch in der Rückrunde fortgeführt werden. „Wir haben auch nicht die Möglichkeiten dazu“, betont Zorc in Marbella mit Blick auf die fehlenden Zugänge: „Außerdem haben wir den Kader mit Bedacht so zusammengestellt und fühlen uns sehr wohl damit.“ Mit Sebastian Kehl, Tamas Hajnal, Dede und Tinga kämen außerdem vier etablierte Kräfte in absehbarer Zeit zurück. Das biete Alternativen, sollten die jungen Kicker einmal in ein Leistungstief fallen.
Ohnehin kann der 47-Jährige nur bedingt nachvollziehen, warum ständig nach Neuzugängen gefragt wird: „Für mich ist nicht entscheidend, ob noch ein Spieler hinzukommt oder nicht. Viel wichtiger ist doch, dass wir schnell unsere Schlagzahl erreichen, die uns in den letzten Monaten ausgezeichnet hat.“
In den vergangenen beiden Halbserien brauchten die Borussen stets einige Spiele, um in Schwung zu kommen. „Das hatte sicherlich unterschiedliche Gründe“, hält Zorc nichts davon, hier eine grundsätzliche Schwäche auszumachen: „Es gab auch in diesen Phasen gute Spiele, nur die Ergebnisse stimmten nicht so. Erst hinterher waren wir dann etwas cleverer.“
Der Reifeprozess der Jungprofis, den der dienstälteste Manager der Bundesliga damit anspricht, ist derzeit wohl das größte Plus des BVB.
Zorc freut sich auch über die Entwicklung von Sven Bender (Foto: firo).
Auch Zorc nickt anerkennend, wenn er an die Entwicklung von Spielern wie Sven Bender oder auch Marcel Schmelzer denkt: „Das ist auch die Stärke von Jürgen Klopp. Er schenkt ihnen Vertrauen. Das sind nicht nur leere Worthülse - und das beflügelt die Entwicklung der Jungs.“
Einer, der ebenfalls wie beflügelt auftritt, ist Nuri Sahin. Auch in Marbella wirkt der 21-Jährige in jeder Einheit hellwach und zieht in den Trainingsspielen sofort das Geschehen an sich. „Er ist genau wie unsere Innenverteidiger symptomatisch dafür, dass Jugend nicht vor Leistung stützt“, lobt der frühere Mittelfeldspieler die steile Entwicklung des türkischen Nationalspielers, stellt jedoch auch heraus: „Wir haben noch andere Jungs dabei, die über den Tellerrand hinausschauen und ihre eigene Entwicklung wie auch die des Vereins sehr genau beobachten, und das ist gut.“
Große Sprünge auf dem Transfermarkt dürfte es deshalb auch im Sommer nicht geben. „Das grobe Gerüst steht und wir sind froh, dass wir es so zusammen haben“, setzt Zorc auf Kontinuität, auch wenn er einschränkt: „Aber natürlich sind wir bemüht, den Kader weiter zu verstärken und die eine oder andere Veränderung vorzunehmen.“ Bis dahin müssen sich die BVB-Fans allerdings noch gedulden.