Begeistert war Ailton nie von Gelsenkirchen, jetzt aber fährt er mit Freude dorthin. Wenn der Brasilianer heute mit dem Hamburger SV auf seinen Ex-Club Schalke trifft, wird das für den 32-Jährigen "ein geiles Spiel".
Auch in Gelsenkirchen freuen sich alle auf die Rückkehr des Paradiesvogels in die Stadt, die er mal als Desaster bezeichnete und wo er die Nachbarn in Buer-Erle mit lauten Partys nervte, bis kurz vor seinem Wegzug auch noch dreiste Diebe das Haus des Fußball-Millionärs ausraubten. Alles in allem war Ailtons Wirken auf Schalke ein großes Missverständnis, was der sonst so nette Ebbe Sand ungewohnt drastisch formulierte. "Hier reißt sich jeder für Toni den Arsch auf, aber er muss das auch für uns tun", ließ der Kapitän im Frühjahr 2005 verlauten.
In 29 Bundesliga-Spielen traf Ailton 14 Mal für die Königsblauen, bevor er sich nach Saisonende für drei Millionen Euro zu Besiktas Istanbul transferieren ließ. "Mit den Fans, mit der Mannschaft und dem Club lief es immer gut. Es gab nur ein kleines Problem", erklärte das enfant terrible. Der Torjäger kam mit Ex-Trainer Ralf Rangnick nicht zurecht. "Es gab keine Kommunikation mit ihm und er hat mich auf die Bank gesetzt." Ailton sei am Ende unzufrieden gewesen, äußerte S04-Manager Rudi Assauer. "Deswegen war es besser, ihn abzugeben."
Wie schon auf Schalke droht Ailton auch beim HSV die Bank - trotz seines ersten Saisontores am vergangenen Wochenende gegen Dortmund. Sergej Barbarez ist im Angriff gesetzt und die Torblockade von Stürmerkollege Benjamin Lauth gehört der Vergangenheit an. "Toni hat gegen den BVB gezeigt, dass er auch als Joker stechen kann", meint Hamburgs Sportchef Dietmar Beiersdorfer.
Mit weiteren Toren will sich Ailton aber eine Zukunft beim HSV sichern. In der Winterpause wurde er für 450 000 Euro von Besiktas Istanbul ausgeliehen. Die Norddeutschen sicherten sich zudem eine Kaufoption für den "Kugelblitz". Sollten die Hanseaten ihn behalten wollen, wären 1,75 Millionen Euro fällig. Bislang hat Ailton allerdings erst ein Spiel über 90 Minuten mit der Raute auf der Brust bestritten. Nach einem Kieferbruch kam der Stürmer zuletzt zu drei Kurzeinsätzen. "Ich tue alles dafür, dass ich in Hamburg bleiben kann, bin dabei Fahrt aufzunehmen", sagte der erste ausländische "Fußballer des Jahres" in Deutschland. "Ich will mit Hamburg in die Champions League. Dafür bin ich gekommen."
Dem Spaß-Fußballer würde Gerald Asamoah sogar einen Treffer gönnen natürlich nur unter bestimmten Voraussetzungen. "Wenn er drei Tore gegen uns gemacht hat, lege ich ihm noch eines auf", grinst "Asa" in seiner unnachahmlichen Weise. Ganz so generös zeigt sich dagegen Andreas Müller nicht. "Ich freue mich darauf, dass er wieder zu uns ins Stadion kommt. Wir wissen, dass er durch seine Schnelligkeit ein gefährlicher Spieler ist, aber die Mannschaft wird ihm keine Möglichkeit geben, ein Tor zu machen", ist dem Schalker Team-Manager die Jacke näher als die Hose. "Toni ist ein umgänglicher Typ, aber manchmal war es schwierig, mit ihm zusammen zu arbeiten", wirft auch Mirko Slomka ein.
Und Kevin Kuranyi, Ailtons Nachfolger beim Vizemeister, möchte unbedingt verhindern, dass auf Schalke eine alte Diskussion aufbricht. Nämlich die, ob der schließlich neun Lenze jüngere Stürmer wirklich die bessere Wahl für seinen neuen Arbeitgeber war. "Wir wollten einen Spieler-Typ wie Kevin, deswegen haben wir ihn geholt", vertraut Slomka indes seinem bisher zehnfachen Goalgetter voll. "Toni ist ein lockerer Typ, der gerne mal lacht. Am Sonntag wird er aber nichts zu lachen haben", möchte Kuranyi den Spaß auf seiner Seite haben.