Über 18.000 Zuschauer sorgten beim Niederrheinpokal-Endspiel zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen für einen tollen Rahmen im Stadion an der Hafenstraße.
Das Stadion war so gut wie ausverkauft. Nur auf der Osttribüne blieb der eine oder andere Platz leer. Also alles wie immer? Nein, denn beim Blick auf die Westribüne fehlten die bei einem RWE-Heimspiel sonst stets präsenten Banner der Essener Ultra-Szene.
Eine Reaktion auf die derzeit etwas angespannte Situation zwischen der Vereinsführung und den Ultras? Die RWE-Bosse hatten zuletzt einen ungewöhnlichen Vorstoß unternommen, um die Strafen, die der Klub wegen dem Fehlvergehen seiner Anhänger bezahlen muss, einzudämmen. Knapp 75.000 Euro musste der Verein in der laufenden Saison für Vergehen des eigenen Anhangs bezahlen.
RWE unterbreitete seinen Ultras einen Vorschlag. Diese sollte bei den letzten Auswärtsspielen ein kleines Kartenkontingent erhalten - speziell bei der letzten Partie beim VfB Lübeck. Im Gegenzug sollten die Ultras sich bereit erklären, in der laufenden Runde zum Beispiel auf Pyroaktionen zu verzichten.
Die Antwort war deutlich: "No Deal" lautete die Reaktion auf den Vorschlag. Die aktive Fanszene lehnte ab und lieferte in Sandhausen eine Pyro-Show ab. Das Thema ist noch nicht vom Tisch. Und wie war die Stimmung im Stadion gegen Oberhausen? Der Geräuschkulisse an der Hafenstraße tat dies über weite Teile des Spiels keinen Abbruch. Die anderen Anhänger sprangen in die Bresche. Das Stadion war laut wie immer und feuerte das Team von Christoph Dabrowski besonders in den Druckphasen frenetisch an. Langjährige Kenner des Fußballs an der Hafenstraße sprachen sogar davon, dass die Anfeuerung spontaner gewesen sei als sonst. "Ohne Ultras holen wir den Pokal" riefen die Fans in der zweiten Hälfte nach dem 2:0.
Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie sich dieses Szenario weiterentwickelt.
Update: Marcus Steegmann, Direktor Profifußball bei Rot-Weiss Essen, war in der Halbzeitpause der Partie gegen Oberhausen in der Kurve, um über den Stimmungsboykott der Ultras zu diskutieren. Nach dem 3:0-Pokalsieg sagte Steegmann in der Mixed-Zone: "Wir hatten über die gesamte Saison ein enges Band zwischen Fans und Mannschaft. Ich bin da auch nicht ins Detail gegangen, sondern habe nur gesagt, dass wir bei so einem Spiel die maximale Unterstützung benötigen. Es ging für uns um sehr viel. Sie haben aber wohl selbst sehr kontrovers innerhalb der Fan-Gruppierungen diskutiert, es gab da auch eine Abstimmung. Ich finde es ein bisschen schade, aber wir werden den Austausch weiter intensivieren."