Das Banner mit der Aufschrift “Je suis Boyz Köln” war, trotz öffentlicher Diskussion und der Drohung des BVB-Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke, auch im Dortmunder Spiel beim Hamburger SV am Samstag erneut im Gästeblock zu sehen.
Das Verbot des Banners beim Champions-League-Spiel in Turin hatte zuvor bereits für Aufregung innerhalb der Dortmunder Fanszene gesorgt. Aufgrund des Verbots entschieden sich die Desperados, das Stadion nicht zu betreten. In der neuesten Ausgabe des Kurvenblatts “Vorspiel” beschreibt die Gruppe “The Unity” das Verbot als einen “im Umgang zum Verein Borussia Dortmund außerordentlichen Negativhöhepunkt”. Desweiteren beschuldigen sie Watzke, die Beschlagnahmung des Banners veranlasst zu haben und somit kritische Meinungen zu zensieren. Dieser hatte gegenüber der Bild-Zeitung angekündigt, gegen die Verantwortlichen rigoros vorzugehen und alles zu versuchen, um die Urheber zu bestrafen, da sie die Opfer “verunglimpfen und verhöhnen” würden. Das Dortmunder Fanprojekt bezog daraufhin Stellung und relativierte das Banner, das nicht als “Verhöhnung der Opfer der Anschläge (…) in Paris”, sondern lediglich als als eine “Solidaritätsbekundung der Desperados mit der ihnen freundschaftlich verbundenen Gruppe Boyz Köln” zu verstehen sei. Faktisch solle festgehalten werden, “dass diese Worte keinerlei Gewaltverherrlichung oder strafrechtliche Relevanz beinhalten.”
Die Tragweite des Verbots verdeutlichen die Autoren der “Vorspiel”-Ausgabe: “Eine Zensur dieser kritischen Haltung zeigt, dass sich Herr Watzke dem medialen Druck gebeugt hat und sich somit gegen die eigene Fan- und Ultraszene stellt. Ob und wie eine weitere Zusammenarbeit unter diesen Voraussetzungen zur Geschäftsführung von Borussia Dortmund bestehen kann, wird intern sicherlich in den nächsten Wochen die Fanszene des BVB beschäftigen.”
Dass sich die meisten Fankurven von dieser medialen Beeinflussung offenbar freisprechen können, zeigten viele Spruchbänder, die in den letzten Wochen präsentiert wurden. Ebenso wie die “Desperados”, weigerten sich Anhänger diverser Klubs, in den allgemeinen Tenor des Unverständnisses und der Schuldzuweisung gegenüber der Kölner Ultra-Gruppe einzustimmen. Insbesondere das Mittel der Kollektivstrafe und die Veröffentlichung von Fotos zum Teil nachweislich unschuldiger Personen auf der Vereinshomepage wurde vielerorts angeprangert.