Weil die Zustimmung zum Auslegen von Lieder-Fibeln auf den Sitzen innerhalb der Arena vom Verein nicht gegeben wurde, schritten die Ultras vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen selbst zur Tat. Vor dem Stadion verteilten die Anhänger vor dem Stadion etwa 30.000 Exemplare mit den „Liedern der Nordkurve“ in Eigenregie an die S04-Anhänger.
Damit schufen die Ultras nach wochenlangem Hin und Her zwischen dem Verein und der Fangruppierung Tatsachen. Um die harmlosen Faltblättchen hatte es zuvor einige Irritationen gegeben, die belegen, wie kompliziert aktuell der Umgang miteinander geworden ist. Bereits vor dem Derby gegen den BVB hatten die UGE 55.000 Exemplare der Flyer drucken lassen. Sie konnten diese jedoch nicht unters Volk bringen, weil der Verein eine Genehmigung nur für die Nordkurve erteilt hatte.
Das traf bei den Ultras auf Unverständnis, da sie den Sinn der Aktion dadurch unterlaufen gesehen haben. Die Nordkurve sei ohnehin ziemlich textsicher. Es sei vielmehr darum gegangen, die Fans auf den anderen Tribünen mit einzubeziehen, die bislang mit Melodien wie „Wir sind die Fans“ oder „Für deine Farben leben und sterben wir“ nicht so viel anfangen konnten. Insgesamt acht Eigenkreationen der letzten Jahre hatten die Ultras aufgelistet. Dabei sollte die Aktion ursprünglich sogar gemeinsam mit den Königsblauen durchgeführt werden. Bereits vor dem Heimspiel gegen Bayern München sind Verantwortliche von Schalke 04 mit verschiedenen Ideen an die Ultras herangetreten, um künftig eine noch lautstärkere Unterstützung in der „Donnerhalle“ zu gewährleisten. Eine der Ideen war die so genannte Lieder-Fibel, die mit den Fans gemeinsam produziert werden sollte. Weil Schalke aber neben den Logos auch Werbung platzieren wollte, sei der Deal geplatzt. So die Meinung der Ultras.
S04 verhindert Facebook-Werbung der Ultras
„Wir wollten den Flyer nicht nutzen, um ihn zu kommerzialisieren“, erklärt dagegen S04-Mediendirektor Thomas Spiegel gegenüber dem Online-Portal der WAZ, „derwesten.de“. Nach RS-Informationen soll es auch darum gegangen sein, dass die UGE auf den Flyern Werbung für ihren mitunter vereinskritischen facebook-Auftritt platzieren wollte. Das wollte S04 aus naheliegenden Gründen nicht akzeptieren. Danach haben die Anhänger die Sache in Eigenregie weiter verfolgt. „Eigentlich eine gelungene Aktion“, findet Spiegel. „Wir hätten nicht die öffentliche Diskussion benötigt.“
Für die Ultras sind dagegen Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst, seit dem inzwischen aufgelösten Deal mit Viagogo als böser Bube abgestempelt, und Peter Peters die Wurzel allen Übels. „Eigentlich ist das ziemlich traurig, wie das alles in den letzten Monaten abgelaufen ist“, meint UGE-Chef Dennis von Heesen. „Es geht ja nicht nur um die Flyer. Sondern auch, warum uns zum Beispiel das Mitbringen von Demonstrationsmaterialien gegen die Vorgehensweise der Polizei beim Champions-League-Qualifikationsspiel gegen PAOK Saloniki vor dem Heimspiel gegen Bayern München verboten wurde.“ Seine Bewertung: „Die Zustände sind alle andere als zufriedenstellend. Wir würden schon gern wissen, was in der Köpfen der Verantwortlichen vorgeht.“
Seit dem verbalen Rückpass in den Aussagen des S04-Vorstandes zur Bewertung der Vorfälle gegen Saloniki sei das Verhältnis ohnehin belastet. Immerhin habe der Verein die Verteilung der Flyer in Stadionnähe, über die er nicht mehr explizit in Kenntnis gesetzt wurde, letztlich geduldet.