Seit Mike Terranova das Ruder bei Rot-Weiß Oberhausen wieder übernommen hat, läuft es. "Terra" hat die Mannschaft im Griff und sie aus dem Keller geführt - bis auf Platz sechs aktuell. Besonders in den Vordergrund spielt sich in diesen Wochen Stürmer Sven Kreyer. Der 29-Jährige ist bereits bei 13 Saisontreffern angelangt.
Doch nicht nur Kreyer befindet sich in Topform. Etwas unter geht die Entwicklung und letzten starken Leistungen eines Youngsters. Nämlich die von Adam Lenges. Der 18-Jährige hat sich zuletzt in den Vordergrund gespielt und auch zweimal - gegen Wuppertal (3:0) und Köln II (3:2) über knapp 80 Minuten performt. Insgesamt kommt der defensive Mittelfeldspieler, der neben dem amerikanischen auch einen deutschen Pass besitzt, auf zwölf Einsätze in der Regionalliga-Mannschaft der Kleeblätter.
"Adam macht uns richtig Spaß. Der Junge ist giftig und will unbedingt. Das gefällt mir", lobt Terranova seinen Musterschüler, der eigentlich noch in der U19 spielen könnte. "Er ist noch sehr jung und muss viel lernen. Aber er bringt auch alles mit, um Profi zu werden. Er muss jetzt dranbleiben und sich weiterentwickeln. Wenn er das alles vom Kopf her gut verarbeitet, dann könnte er es nach oben schaffen. Ich denke, dass wir noch viel Spaß an Adam haben werden", erzählt der 44-jährige Oberhausener Fußballlehrer.
Gut für Oberhausen: Lenges besitzt an der Lindnerstraße einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023 - ohne Ausstiegsklasuel. Heißt: Wer das RWO-Juwel vor dem Vertragsende verpflichten möchte, muss in die Tasche greifen.
US-Boy Lenges will sich in Deutschland Profitraum erfüllen
Das Oberhausener Talent selbst wirkt für sein junges Alter schon sehr reif und hat klare Vorstellungen von dem, was er in Deutschland erreichen möchte. "Dass das alles jetzt passiert, ist natürlich schön, aber auch ein bisschen schade. Ich habe davon geträumt, hier in Oberhausen vor Zuschauern im Stadion Niederrhein durchzustarten und Leistung zu bringen. Leider hat Corona uns allen da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber klar: es macht momentan auch so sehr viel Spaß", erzählt Lenges im RevierSport-Gespräch.
Im November 2019 kam der Sohn eines einst in die USA ausgewanderten Deutschen Biochemikers und einer Amerikanerin nach Deutschland. Dabei stammt sein Vater eigentlich aus der Nähe von Mainz. "Es hat mit Probetrainings bei Mainz, Kaiserslautern oder Frankfurt irgendwie nicht geklappt. Da muss man wahrscheinlich schon Nationalspieler sein, wenn man sich da vorstellen will. Ich bin dann in Oberhausen gelandet und sehr dankbar dafür. RWO ist wirklich ein toller Verein, in dem man Junioren-Bundesliga spielen kann, der Sprung zur Regionalliga-Mannschaft aber auch nicht so riesengroß ist. Das passt alles, um sich perfekt weiterzuentwickeln", erzählt Lenges in perfektem Deutsch.
Er ist seinem Vater dankbar, dass er trotz seiner Geburt, Kindheit und Jugend in Philadelphia die deutsche Sprache beherrscht. "Darauf hat mein Papa schon wert gelegt und das ist sehr gut. Mir fällt das Leben im Ruhrgebiet natürlich sehr einfach. Ich kann mich im Alltag mit den Menschen verständigen, im Training verstehe ich alles, alle taktischen Dinge. Das ist wichtig. Ein Übersetzter kann das wahrscheinlich nicht alles so gut wiedergeben, wie es "Terra" erzählt und haben will (lacht)", sagt Lenges.
Auch wenn er ein wenig Heimweh nach Philadelphia hat und seine Eltern, Freunde vermisst, weiß Lenges genau, wofür er ins Ruhrgebiet gekommen ist. "Ich will mich bei RWO durchsetzen und meinem Profitraum in Deutschland Stück für Stück näherkommen", betont er.