Achim Weber (52), der 124 Spiele (65 Tore) für Rot-Weiß Oberhausen, 64 Partien (30) für den Wuppertaler SV, 47 Begegnungen (22) für Rot-Weiss Essen und 45 Einsätze (25) für den VfL Bochum absolvierte, ist mittlerweile mit seiner Marketing-Agentur "16 METER" selbstständig und verfolgt die Regionalliga West als interessierter Fan.
RevierSport hat mit dem ehemaligen Erst- und Zweitliga-Stürmer über die Lage bei seinen Ex-Klubs gesprochen. Während er den VfL und RWE auf den Weg nach oben sieht, hat er für RWO und den WSV keine so rosigen Aussichten parat.
Achim Weber...
... über den VfL Bochum: "Das 3:0 in Düsseldorf hat mich beeindruckt. Es war wohl die letzte Chance für Fortuna Düsseldorf noch einmal an die Aufstiegsränge heranzukommen und so hat das Spiel auch begonnen. Doch es war auch mal wieder bezeichnend, wie unaufgeregt der VfL die Fortuna-Attacke abgewehrt und eigene Tore geschossen hat. Das alles ist einfach bezeichnend dafür, wie Sebastian Schindzielorz und Thomas Reis arbeiten. Ich habe mit beiden beim VfL Bochum zusammengespielt. 'Sesi' und 'Reisi' habe ich auch zuletzt getroffen und muss sagen, dass sie sich überhaupt nicht verändert haben. Beide vermitteln dir die gleiche Art, wie sie sie damals auch schon als Spieler hatten. Beide haben sich nicht von ihrem Naturell verändert und das beweist Charakterstärke. Es ist einfach stark, wie sie das beim VfL machen. 'Sesi' war noch nie ein Lautsprecher und hat auch nicht den Drang in vorderster Front zu stehen. Er lässt diesen Raum offen für Trainer und Mannschaft. Diese Ruhe, Gelassenheit ist der Schlüssel des Erfolgs an der Castroper Straße. Ich bin mit dem VfL auch in die Bundesliga aufgestiegen und weiß, welch große Bedeutung das für den Verein, die Stadt, die Menschen hat. Ich wünsche mir, dass der VfL die Chance jetzt ergreift und aufsteigt."
... über Rot-Weiss Essen: "Bochum und Essen sind seit über einem Jahrzehnt in der 2. beziehungsweise in der 4. Liga gefesselt. Doch die Voraussetzungen vor der Saison waren für beide Klubs anders. Der VfL war schon lange nicht oben dabei. Sie kommen jetzt auch eher überraschend an die Spitzenposition in der 2. Bundesliga. RWE dagegen hatte nur ein Ziel - von Beginn an wollte man performen und Platz eins einnehmen. Dieser Plan ist auch lange aufgegangen. Dass Essen ohne Zuschauer spielt, kommt ihnen entgegen. Ich weiß ja, was an der Hafenstraße los ist, wenn es nicht läuft. Das wäre jetzt gegen Dortmund II oder Gladbach II zur Halbzeit wohl schon unruhig geworden. Der Mannschaft tut es gut, dass sie ohne diesen Druck spielen kann. Sie ist erfahren und sehr stark. Ich bin mir sicher, dass RWE jetzt jedes Spiel wie ein Pokalmatch angehen wird und am Ende auch aufsteigt. Es wird gar nicht spannend. RWE wird mit sechs, vielleicht sieben Punkten Vorsprung aufsteigen. Warum? Weil Dortmunds U23 nervös wird. Die Spieler werden jetzt schon schlecht schlafen und nachdenken. Hinterher jagen ist immer einfacher, als den ersten Platz verteidigen. Da wird der BVB II noch einige Male patzen. Essen? Das glaube ich nicht. Die werden das jetzt bis zum Schluss durchziehen."
... über das Derby am Samstag: "RWO kann die Lokomotive RWE nicht aufhalten. Sie werden es versuchen, weil es ein Derby ist und da ist man immer heiß drauf. Aber RWE ist einfach besser besetzt - auf jeder Position. Essen wird das Ding gewinnen."
... über Rot-Weiß Oberhausen: "RWO wird auf Jahre ein Regionalligist bleiben. Da geht nicht mehr - leider. RWO hat keine Mannschaft, die ganz oben mitspielen kann. RWO hat keine Kohle, um sich ein Team zusammenzukaufen. Oberhausen hat einen Präsidenten mit Hajo Sommers, der sehr besonnen ist. Er ist unaufgeregt und schaut auf die Kohle. Er geht nicht ins Risiko, was auch vernünftig ist. Deshalb gilt es für RWO sich als ein Top-Team in der Regionalliga zu etablieren. Eine gute Adresse zu sein. Aber für oben reicht es nicht, weil es immer bessere, finanzkräftigere Mannschaften oder starke U23-Teams geben wird."
... über den Wuppertaler SV: "Dass Friedhelm Runge wieder beim WSV am Werk ist, ist nicht gut. Ich glaube, dass er im Endeffekt sich und dem Verein keinen Gefallen getan hat. Von dem, was er in der Vergangenheit gemacht hat, war vieles richtig. Einige Dinge hat er aber verpasst. Er hat es verpasst, loszulassen. Er hat immer wieder gesagt, dass angeblich Sponsoren da sind, wenn er geht. Doch so richtig hatten die Leute nie die Chance, zu übernehmen, weil er nie lange weg war. Friedhelm Runge nimmt dem Verein die Luft zum Atmen. Friedhelm ist zu stark. Perspektivisch gesehen ist es nicht der richtige Weg mit ihm."
... über seine Zukunft und Marketing-Agentur: "Ich bin im Vereinsfußball seit fünf Jahren raus. Ich habe auch keine Ambitionen mehr. Vielleicht könnte ich einem Klub beratend zur Seite stehen. Mehr aber auch nicht. In dem Geschäft geht es meistens nur noch um kurzfristigen Erfolg. Damit kann ich mich nicht identifizieren. Mit der eigenen Agentur habe ich alles richtig gemacht. Es läuft sehr gut. Wir haben auch während Corona einiges angeschoben und arbeiten zum Teil auch an Projekten mit, die die Digitalisierung in Deutschland nach vorne bringen sollen. Wir haben zum Glück durch Corona keine Probleme erlitten und können auf gute Zahlen schauen."