Während sich seine inzwischen ehemaligen Teamkollegen vom FC Schalke 04 in Belek an der türkischen Mittelmeerküste über Sonne freuen, wärmende 18 Grad, verbringt Lino Tempelmann seine Zeit ab sofort im kalten Norden Deutschlands.
Schon am Wochenende hielt er sich bei seinem neuen Arbeitgeber Eintracht Braunschweig auf, verfolgte dick eingepackt den 2:1-Testspielsieg gegen Bundesligist St. Pauli, die Wintermütze tief ins Gesicht gezogen. Die Verhandlungen zwischen S04 und dem Zweitliga-Rivalen zogen sich ein wenig, aber seit Montagvormittag, 10 Uhr, ist die Leihe perfekt, die diese Zeitung exklusiv angekündigt hatte.
Schalke-Sportchef Mulder: „Hat intern seinen Wechselwunsch hinterlegt“ Tempelmann wird bis zum Saisonende an die abstiegsbedrohte Eintracht verliehen, sein S04-Vertrag gilt noch bis Juni 2026. Die Königsblauen sparen etwas Gehalt ein. „Zuletzt hatte er nur wenig Einsätze bei uns. Er hat intern seinen Wunsch nach mehr Spielzeit nachvollziehbar hinterlegt. Wir haben gemeinsam eine sinnvolle Lösung für die Rückrunde gefunden“, sagte Schalkes Sportchef Youri Mulder.
Im Sommer 2024 hatten die Schalker den Mittelfeldspieler für rund 400.000 Euro vom SC Freiburg verpflichtet, auf Leihbasis hatte er zuvor für den 1. FC Nürnberg gespielt und das nicht schlecht. Zwischenzeitlich trug er die Kapitänsbinde. Auf Schalke, seinem Herzensklub seit Kindheitstagen, erhielt er die Nummer 10, obwohl er nicht als Spielmacher, sondern als Achter eingeplant war. Er sollte eine zentrale Rolle beim Projekt Wiederaufstieg spielen, eine Geschichte, die sich als Märchen hätte verkaufen lassen. Tempelmann, in München als S04-Fan groß geworden, als Aufstiegsheld?
Doch so kam es nicht. Er schleppte sich mit Knieproblemen durch die Hinrunde, Schalke geriet in Abstiegsgefahr. Mit Trainer Karel Geraerts, der im Oktober von Thomas Reis übernommen hatte, lag er nicht auf einer Wellenlänge, verlor den Stamm-, später sogar den Kaderplatz. Nur 23 Pflichtspiele bestritt er, steuerte lediglich ein Tor bei. Ein Unterschiedsspieler war er nie. Nach Saisonende teilten ihm die Schalker mit, dass er nicht länger eingeplant sei. Kein Märchen. Tempelmann, ausgestattet mit einem gut dotierten Vertrag, ließ sich operieren, arbeitete in seiner Heimat im Sommer 2024 am Comeback und meldete sich nach Geraerts‘ Rauswurf fit zurück.
Ich hoffe, dass die Leihe eine Win-Win-Situation für mich und die Eintracht sein wird
Lino Tempelmann
Was auch Youri Mulder hervorhebt: „Mit seiner besonderen Einstellung hat sich Lino in der Hinrunde nach längerer Ausfallzeit stark ins Team zurückgekämpft.“
Er kam zu fünf Kurzeinsätzen, an den Erfolgen im Dezember war er aber nicht mehr beteiligt. Nur in der U23 sammelte er längere Spielzeit beim 3:1 gegen Wiedenbrück. „Ich hoffe, dass die Leihe eine Win-Win-Situation für mich und die Eintracht sein wird. Ich will dabei mithelfen, dass wir gemeinsam die Klasse halten können. Im vergangenen Jahr hat man bei der Eintracht gesehen, was mit einer guten Rückrunde erreicht werden kann. Ich bin überzeugt, dass wir das auch in diesem Jahr schaffen werden. Ich fühle mich sehr fit und möchte auf dem Platz zeigen, dass ich bereit bin“, sagte er.
Ein Wiedersehen gibt es bereits am 18. Januar. Dann feiert Tempelmann sein Eintracht-Debüt. Gegner: Schalke 04.