Vater ist Colin Schumann natürlich noch nicht. Aber Sohn - und was für einer. Und wenn der Achtjährige später selbst Kinder hat, dann wird er ihnen sicherlich die Geschichte vom Vatertag 2015 erzählen.
Was Ronaldo von Colin lernen kann
Fair waren sie alle bei der Auftaktveranstaltung des Emscher-Junior-Cups 2015 in Holzwickede, aber keiner lebte den Gedanken an ein respektvolles Miteinander so offensichtlich aus, wie der Mittelfeldspieler des BV Westfalia Wickede 1910.
Beim Stand von 2:0 für sein Team erzielte der Blondschopf einen wunderschönen Treffer zum vermeintlichen 3:0. Zuerst jubelte er kurz, doch dann gab er umgehend zu, dass er zuvor unerlaubt seinen Arm dabei zu Hilfe genommen und sich dadurch einen Vorteil verschafft hatte. Für einen erwachsenen Menschen ist das schon schwer, aber für einen F-Jugend-Spieler war das eine ganz erstaunliche Leistung. „Der Arm war nicht ganz angelegt. Ich hatte kurz überlegt, aber dann war für mich schnell klar, dass der Treffer nicht in Ordnung war“, erzählte der Knirps anschließend dem RevierSport. Das Tor wurde wieder zurückgenommen. „Für mich war das keine Frage, dass ich Bescheid gebe, weil ich das auch so gelernt habe“, nickte der Anhänger von Borussia Dortmund und Real Madrid.
Klar möchte ich später auch mal Profi werden
Colin Schumann (Westfalia Wickede)
Sein erstes Zeitungsinterview war die späte Belohnung für sein vorbildliches Verhalten. Dort war er aufgeregter, als auf dem Platz. „Klar möchte ich später auch mal Profi werden. Meine Vorbilder sind Cristiano Ronaldo und Pierre-Emerick Aubameyang“, verriet er. Eines kann er auf jeden Fall schon mal mitnehmen: Ganz egal, wohin ihn sein sportlicher Weg einmal führen wird, diese Reaktion war auf jeden fall königlich. Ob das der exzentrische Ronaldo auch so hinbekommen hätte, ist zumindest fraglich.
Dafür erntete er nicht nur großes Lob vom Veranstalter Emschergenossenschaft, sondern auch von seinem Trainer Mark Hupe. „Das hat er genau richtig gemacht. Wir sagen den Jungs immer, dass sie ehrlich sein sollen und auch andere Meinungen respektieren sollen“, applaudierte Hupe.
Dazu muss man wissen, beim Emscher-Junior-Cup wird nach den Fairplay-Regeln des DFB gespielt. Die Zuschauer und Eltern sind mindestens 15 Meter vom Spielgeschehen entfernt, die Trainerkollegen beider Teams agieren neben einander aus einer gemeinsamen Coachingzone heraus und einen Schiedsrichter gibt es nicht. Die Kinder sollen selbst entscheiden und die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Genau das tat Colin Schumann.
Für die Qualifikation über die Fair-Play-Wertung, bei der dem fairsten Team eines jeden Standortes ein Startplatz für die Endrunde am 21. Juni im Stadion Niederrhein in Oberhausen zugesichert wird, reichte das nicht. Der ging neben den sportlich qualifizierten Teams Hörder SC, SpVg Bönen, VfR Sölde, FC Merkur 07 Dortmund an den BV Herne-Süd.
In Zeiten, in denen Spielabbrüche und Prügelszenen in den unteren Seniorenligen an der Tagesordnung sind, war diese große Geste eines kleinen Jungen aber die wohl schönste Nachricht eines rundum gelungenen Tages. Und ein Versprechen an die Zukunft des Fußballs.