Horst Heldt warnte schon vor zweieinhalb Wochen vor einem Schalke-Gen. Kommt es drauf an, versagen den Spielern die Nerven. Aber besonders brachte es Trainer Jens Keller auf den Punkt: „Wir selbst sind unser größter Konkurrent!“ Wer es bis zum Spiel bei Eintracht Frankfurt nicht glauben wollte, der glaubt es vielleicht jetzt.
Die Mannschaft erspielte sich in der ersten Halbzeit beste Gelegenheiten und hätte der Veh-Elf früh den Zahn ziehen können. Marco Höger traf nach tollem Zuspiel von Michel Bastos den Ball nicht richtig. Kurz darauf scheiterte der Vorlagengeber selbst kläglich an Oka Nikolov. Direkt danach schob Raffael aus 13 Metern neben das Tor. Innerhalb von nur 94 Sekunden versiebte der S04 drei absolute Hochkaräter.
Als wenn das nicht schon die Nerven der Fans angespannt hätte, bekommt Königsblau noch einen Handelfmeter zugesprochen. Den Ball schnappte sich der seit Wochen in einem Formtief steckende Michel Bastos, obwohl Raffael im Spiel gegen Bayer Leverkusen seine Nerven im Griff hatte und den wichtigen 2:2-Ausgleich erzielen konnte. Bastos scheiterte erneut am starken Frankfurter Schlussmann. In der Gesamtheit kann man dies nun wirklich nicht mehr mit Pech abtun. Denn im Anschluss hatte Ciprian Marica noch mal eine sogenannte tausendprozentige Chance und vergab ebenfalls frei vor dem „ewigen Oka“. Es ist die alte Leier: Schalke nutzt die sich bietenden Möglichkeiten nicht und stärkt den Gegner.
Es hat etwas gedauert, bis Eintracht Frankfurt ins Spiel kam, S04 half dabei tatkräftig mit. Einmal mehr fehlte im Mittelfeld die Aggressivität und der Zug zum Gegenspieler. Timo Hildebrand parierte einen satten Schuss und lenkte diesen ans Aluminium. Der junge Marc Stendera schoss frei vor Timo Hildebrand an die Oberkante der Latte. Generell war Schalke bei dessen gut getretenen Standards extrem anfällig.
Eigentlich untypisch, denn Frankfurt zählt da nicht zu den Besten in der Liga. Es folgte, was folgen musste. Ein mehr als zweifelhafter Freistoß wurde gegeben, den Stendera von der linken Seite in den Fünfmeterraum brachte. Marco Russ stieg hoch und köpfte das Tor des Tages in Frankfurt.
Man kann es halten, wie man will. Schalke 04 hat sich wieder mal selbst geschlagen. Mich persönlich ärgert das sehr. Die Spiele werden weniger und alles andere als Champions-League-Fußball in der nächsten Saison wäre eine herbe Schlappe. Kaum war es in einer Spielzeit so einfach, den vierten Tabellenplatz zu erobern. Selbst wenn dir, wie es bei S04 geschah, ein ganzes Saisondrittel in die Hose geht, ist immer noch die Chance da.
Heldt angefressen
Doch wie kann man erklären, dass man beste Gelegenheiten nicht nutzt und den Ball irgendwie ins Tor bugsiert? Wieso lernt die Mannschaft nicht aus ihren Fehlern? Horst Heldt war nach dem Spiel zurecht stinksauer und sagte: „Entweder, man will was erreichen, oder man will nix – und anscheinend wollen wir nix.“ Doch auch dessen Ratlosigkeit machte sich breit. „Vielleicht sind die Spieler alle noch zu jung, um zu begreifen, um was es geht“, stammelte er noch hinterher. So ist das halt im Fußball. Keine Tore, kein Sieg. Da dies nun wie in Düsseldorf, Hoffenheim oder zuhause gegen die SpVgg Greuther Fürth, um nur ein paar Beispiele zu benennen, wieder derselbe Käse war, erweckt man den Eindruck, dass die Truppe nicht lernt oder sich nicht vernünftig fokussieren kann.
Einige wollen unbedingt bleiben, weil es ja so schön ist auf Schalke, ein Anderer träumt sich zu Real oder Barca. Die Realität ist hier und nirgendwo anders, das sollte endlich in die Köpfe rein. Aber wenn das anscheinend niemandem gelingt, droht am Ende der Saison ein bitterböses Erwachen …