„RWE-Tom“ wirft einen Blick zurück und fragt: „Wie bewerten Sie die Aussage von Thomas Strunz, dass Sie (Stadt und Töchter) die Deckungslücken im Etat von Rot-Weiss Essen entsprechend des 5-Jahres-Planes ausgeglichen hätten, wenn Strunz nicht entlassen worden wäre“? Diese Aussage ist mir nicht bekannt. Wenn Thomas Strunz das so gesagt haben soll, dann ist das nicht haltbar.
Der User „Berater“ fragt, warum die Stadt auf Thomas Strunz bis zum Totalschaden gesetzt hat und nicht frühzeitig erkannt hat, dass er mit seiner Aufgabenstellung überfordert ist. Die Stadt hat Thomas Strunz weder eingestellt noch hat sie ihn dann entlassen. Wir waren schlichtweg nicht in dieses Geschehen involviert. Richtig ist, dass Strunz von der GVE einen finanziellen Zuschlag zu seinem RWE-Gehalt erhalten hat, dies war vereinbart für seine Beratung zum Stadionbau. Aber die Stadt hat nicht Herr Strunz´ Gehalt übernommen, wie es manchmal dargestellt wurde.
Der User „Chopperkrad“ zielt mit seiner Frage auf die Insolvenz im Sommer ein und fragt: „Warum hat die Stadt den Verein RWE insolvent gehen lassen und keine weitere Bürgschaft geleistet, obwohl der Verein sämtliche Auflagen der Stadt unter der Aufsicht des Stadtvertreters und Aufsichtsrates Bückemeyer mehr als erfüllt hat?“
Diese Frage erfordert gleich mehrere richtigstellende Antworten. Der Reihe nach: 1. Die Stadt hat den Verein nicht insolvent gehen lassen. 2. Es gab keine Auflagen der Stadt an den Verein. Was es gab, war eine Aufforderung, deutlich zu sparen. 3. Wir haben frühzeitig deutlich gemacht, dass die Stadt keinen weiteren Cent über die zugesicherte Unterstützung hinaus zahlen konnte und durfte. 4. Wir haben außerdem keine weitere Bürgschaft geleistet, weil der Verein dies nicht im ursprünglichen Sinne einer Bürgschaft als Sicherheit verstanden hat, sondern die Bürgschaft gleich als Geldtransfer angenommen und verwendet hat.
Erklären Sie bitte genauer!
Die Definition einer Bürgschaft und ihr Ziel ist es, dass sie eben nicht gezogen werden muss. Das sieht auch der DFB so, der eine Bürgschaft nur zur Finanzierung des laufenden Spielbetriebs nutzen möchte, nicht aber vorsieht, dass damit Altschulden gedeckt werden. Bei RWE hat man sich zu sehr auf unsere Bürgschaft verlassen und beispielsweise keine neuen Sponsoren zur Saisonfinanzierung gewinnen können. Ich kann Ihnen gerne entsprechende Zahlen nennen: Der Verein hat in der Saison 2009/2010 von der Stadt Zuwendungen in Höhe von 1,4 Millionen Euro erhalten. Dennoch stand am Ende der Spielzeit ein Loch von über zwei Millionen Euro. Da fragt man sich, wie das zustande kommt. Und wie die Aussage gerechtfertigt ist, dass der Spielbetrieb finanziell gesichert sei. Das war eben nur über das Ziehen der Bürgschaft der Fall.
Richten wir den Blick nach vorne und behandeln als nächstes die Frage von „Nobody“, der sich bezüglich der zukünftigen städtischen Einflussnahme Gedanken macht und wissen möchte: „Ist es wieder beabsichtigt, dass die Stadt wieder Aufsichtsratsposten besetzt?“ Wir erinnern uns, dass RWE in den Medien mal als „FC Stadt Essen“ bezeichnet wurde.
Richtig. Und das hat mir gar nicht gefallen, denn das ist weder die Aufgabe einer Stadt noch unser Bestreben hinsichtlich Rot-Weiss Essen. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Ich möchte keine politischen und städtischen Vertreter in Vereinsgremien. Gerne kann die Wertschätzung für diese Personen etwa über einen Ehrenbeirat erfolgen, aber alle weiteren Gremien sehe ich ohne einen Stadtvertreter. Hier sollten vielmehr Repräsentanten und Entscheidungsträger von Wirtschaftsunternehmen aktiv sein, die sich eventuell an RWE beteiligen. Die Aufgabe der Stadt ist das nicht, zumal uns dafür auch die finanziellen Freiheiten fehlen.
Erlauben Sie eine Frage von mir in diesem Zusammenhang: Wie schätzen Sie das neue Führungspersonal von RWE ein? Wie eng arbeiten Sie mit Insolvenzverwalter Frank Kebekus zusammen? Was halten Sie vom neuen Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Welling?
Dazu kann ich derzeit nicht viel sagen. Mit Herrn Kebekus habe ich einmal telefoniert. Solange er das Sagen hat, braucht man eigentlich die anderen Gremien gar nicht, die haben derzeit eh nichts zu sagen. Mit Dr. Welling habe ich bald einen Termin, um genau zu sein am 28. Oktober nach den Ferien. Dass er sich einen Tag nach seiner öffentlichen Vorstellung telefonisch bei mir meldet und um einen Termin bittet, macht schon mal einen guten Eindruck, das hat mir gefallen. Einen genauen Eindruck mache ich mir dann in unserem persönlichen Gespräch.
Der User „Jochen“ ist ein wenig ungeduldig und verweist auf die bei der JHV 2009 beschlossenen neuen Vereinsstrukturen. Diese sah vor, dass dem Verein 51 Prozent der auszugliedernden Spielbetriebsgesellschaft gehören sollen und die GVE sich mit 49 Prozent beteiligt. „Jochen“ fragt, ob und wenn ja, wann diese Strukturen endlich umgesetzt werden.
In der vorliegenden und beschlossenen Form werden die geplanten Vereinsstrukturen so nicht umgesetzt. Denn das auf dem Papier gedachte birgt gleich zwei Widersprüche. Zum einen haben wir die DFB-Statuten, die vorsehen, dass der Verein immer die Mehrheit hat, die bekannte 50+1-Regel. Auf der anderen Seite aber gibt es auch die Gemeindeordnung und die besagt, dass städtische Beteiligungen ebenfalls mindestens 51 Prozent einnehmen müssen. Die geplanten Vereinsstrukturen sind also so nicht möglich, da mindestens eine der Vorschriften verletzt werden müsste. Der Regierungspräsident hat uns bereits ausdrücklich gewarnt, dies trotzdem so umzusetzen, deswegen lassen wir es bleiben. Dieses Konstrukt „Neue Vereinsstrukturen RWE“ ist eine Hülle, die wir nie mit Leben füllen werden.