Der 22-Jährige wird seinen Vertrag beim Regionalliga-Aufsteiger nicht verlängern. Ein Angebot war indes da. „Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit dem neuen Trainer Christoph Klöpper“, verrät Canbulut.
Warum er sich trotzdem entschieden hat, die Lohrheide zu verlassen? „Ich habe lange überlegt. Natürlich hat auch die schwierige Gesamtsituation mit den ausstehenden Gehältern und dem ganzen Drumherum eine Rolle gespielt“, sagt der gebürtige Hagener. „Ich habe mir überlegt, dass ich einen anderen Weg gehen möchte.“ Spurlos seien die ganzen Turbulenzen bei der Sportgemeinschaft an ihm nicht vorbeigegangen.
Wie es weitergeht, ist indes noch unklar. „Ich würde gerne weiter in der Regionalliga bleiben“, sagt der Offensiv-Allrounder. Diese Spielklasse sei schließlich das optimale Sprungbrett.
Zwar gibt es auch „ein paar konkrete Angebote aus der Türkei“, die genießt Canbulut jedoch mit großer Vorsicht. „Bevor man diesen Schritt macht, sollte man sich das dreimal überlegen. Wenn, dann gehe ich nur zu einem Verein, der seriös arbeitet. Eigentlich bin ich aber noch zu jung, um in die Türkei zu gehen. Das kann ich später immer noch.“
Da würde ihn schon eher ein Engagement bei einer U23-Mannschaft reizen. „Warum nicht“, meint der Wirbelwind aus der Jugend des TSC Eintracht Dortmund. „Nächsten Monat bekomme ich meinen deutschen Pass.“ Somit wäre das zumindest für eine Saison noch eine Möglichkeit.
Während alle Optionen noch Zukunftsmusik sind, ist Wattenscheid nun Geschichte. Gelegenheit, um auf das ereignisreiche Jahr an der Lohrheide zurückzublicken. „Wir haben wirklich viel erlebt, das war eine tolle Erfahrung. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft war ebenfalls überragend.“ Besonders gern erinnert sich Canbulut an die Heimsiege gegen Fortuna Köln und Rot-Weiss Essen und vor allem an den Derbysieg beim VfL Bochum. „Das war das absolute Saison-Highlight“, unterstreicht der Dribbelkünstler.
„Meine Statistik spricht jetzt nicht Bände“
In Bochum machte er auch eines seiner besten Spiele. „Ich hatte Höhen und Tiefen. Meine Statistik spricht jetzt nicht Bände. Zwei Tore und vier oder fünf Vorlagen – für meine eigenen Ansprüche ist das viel zu wenig. Da ist noch viel Luft nach oben“, gibt sich Canbulut wohltuend selbstkritisch. Dass er manchmal zu verspielt agierte und zielstrebiger werden muss, stellt er ebenfalls nicht in Abrede.
Trotzdem dürfte er Eindruck hinterlassen haben. Die Entscheidung von Sprockhövel nach Wattenscheid zu wechseln und auch mal für ein Jahr voll auf die Karte Fußball zu setzen, braucht Canbulut nicht zu bereuen. „Das Jahr hat mich richtig weitergebracht. Wir haben gegen super Mannschaften gespielt, da lernt man viel dazu.“
Vielleicht macht der eher zurückhaltende Kicker ja nun tatsächlich den nächsten Schritt und verwirklicht seinen Traum vom Profifußball. Er würde natürlich nicht nein sagen: „Man macht das, was man liebt, zu seiner Arbeit. Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht.“