Als Zuschauer hatte man an diesem Mittwochabend ab der 70. Minute schon das Gefühl, dass noch etwas Unschönes passiert. Und dem war auch so: Mit dem ersten Platzverweis verlor Schiedsrichter Klaus Plettenberg die Kontrolle über das Spiel.
"Der Schiedsrichter schien das Spiel nicht ernst zu nehmen und schmiss mit den Karten nur so um sich. Dabei berücksichtigte er den SC Werden/Heidhausen anscheinend überhaupt nicht", ärgerte sich Rüttenscheids Trainer Ingo Büser, der selber schon Mitte der zweiten Halbzeit des Feldes verwiesen wurde. "Die Gelb-Rote Karte gegen Daniel Gomez war vertretbar. Der Rest war einfach vollkommen überzogen", betonte Büser. Als Gomez vom Platz flog, lag der RSC schon 1:2 hinten.
Peters mit guter Partie
Dabei begann das Spiel für den RSC doch sehr gut. Thapakorn Peters, der pfeilschnelle Stürmer, schlug nach einer Standardsituation per Kopf zu und brachte den Außenseiter mit 1:0 in Front (23.). Zuvor vergaben Werdens Angreifer Petzke und Müller gleich drei gute Einschussmöglichkeiten für die verdiente Führung des SCW. Doch das Team von Danny Konietzko ließ sich vom Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und erzielte mit dem Halbzeitpfiff durch Tobias Kamman den Ausgleich (45.). "Wir müssen in Führung gehen. Plötzlich kassieren wir dann mit der ersten Aktion von Rüttenscheid das 0:1. Dass es schwer werden würde, war uns klar, da Rüttenscheid eine laufstarke und robuste Mannschaft hat", fand Konietzko.
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Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit tauchte wiederum Peters vor dem Werdener Gehäuse auf, scheiterte diesmal jedoch am Keeper. "Thapakorn hat eine sehr gute Leistung abgeliefert", lobte Blüser seinen Schützling. Im Laufe der zweiten Halbzeit ließen beim Gastgeber die Kräfte nach und es wurde immer intensiver. "Auch nach dem 1:1 konnten wir gegen einen Bezirksligisten frei aufspielen, wir hatten halt nichts zu verlieren. Es fehlte am Ende einfach die Konzentration und die Kraft. Ich musste zudem auf gleich sieben Stammspieler verzichten", ergänzte Büser.
"Hatten nicht die Gunst des Schiris"
Büser platzte als erstem Verantwortlichen der Rüttenscheider der Kragen und dementsprechend wurde er des Feldes verwiesen. Auch seine Spieler ließen sich davon teilweise anstecken. Mitten in die vielen Diskussionen fiel dann das 2:1 für die Gäste aus Werden. Lucas Lüttenberg hielt seinen Fuß in eine verunglückte Hereingabe von Munsch hinein und der Ball ging über Keeper Ardelmann ins Tor hinweg zur Führung. "Ich schaue bei Rüttenscheid öfters mal zu. Es war wichtig, hier früh in Führung zu gehen. Das Team verliert leider relativ oft die Nerven, so war es dann auch", befand Werdens Konietzko.
In der Schlussphase überschlugen sich im Walpurgistal dann aber die Ereignisse. Nach dem ersten berechtigten Platzverweis erhitzte eine Szene unmittelbar vor Schluss die Gemüter des Gastgebers. Pierre Geißler zog Stürmer Munsch im Strafraum. Plettenberg zeigte dem Akteur die Rote Karte. Im Eifer des Gefechts stürmte Verteidiger Mohamed Darwische auf Plettenberg zu und wurde für angebliches Meckern ebenfalls mit Rot vom Platz geschickt.
"Als Trainer habe ich heute die Contenance verloren"
Den fälligen Elfmeter verwandelte Müller zum 3:1-Endstand. "Als Trainer habe ich die Contenance verloren. Das sollte so nicht sein, wir haben verdient verloren. Dennoch sind wir klar benachteiligt worden", ärgerte sich Büser. Sein Gegenüber sah die Diskussion um den Schiedsrichter anders: "Ich kenne den Schiedsrichter schon lange und er pfeift seine Linie durch und mag es nicht, wenn gemeckert wird. Alle Karten waren meiner Meinung nach berechtigt. Wenn ich den Schiri beleidige, muss ich damit rechnen, Rot zu kriegen. Für uns ist es natürlich schon nach dem ersten Platzverweis ein Vorteil gewesen", resümierte Konietzko.
Doch damit nicht genug: Nach Abpfiff stürmten mehrere Spieler des RSC auf Schiedsrichter Plettenberg zu. Dieser zückte ein weiteres Mal den roten Karton. Aber auch Zuschauer suchten den direkten Weg zum Schiedsrichter. Es fielen einige unschöne Worte, die auf einem Fußballplatz nichts zu suchen haben. "Wir haben jetzt zum Glück eine längere Regenerationspause und werden manche Dinge besprechen müssen. Mit den spielfähigen Spielern wird es so langsam immer enger", befand Büser und fügte hinzu: "Auch ich werde natürlich etwas in die Mannschaftskasse einzahlen müssen." Pikant: Büser trug eine "Pöhler"-Kappe. Das Markenzeichen von Jürgen Klopp.
Auf Seiten der Gäste kann man mit dem Auftritt alles in allem zufrieden sein, spielte man schließlich auf ungewohntem Terrain: "Ich fand es schön mal wieder auf roter Asche zu spielen. Die Jungs waren schon viel zu sehr von unserem Kunstrasen verwöhnt. Der Abend tat der Mannschaft gut", lobte Konietzko seine Schützlinge.