Wer es tatsächlich auf den Parkplatz und bis zum Eingang geschafft hatte, der bekam Amateurfußball vom feinsten geboten. Dort ein hoher Metallzaun, der die Bälle vor Ausflügen in die unwegsame Botanik abhalten sollte. Davor, mit einem Abstand von - es mag kaum ein Meter gewesen sein - eine Sitzgelegenheit, die als Auswechselbank fungieren sollte. Wer durch das kleine Metalltor lief, war mittendrin im Geschehen.
Auf dem Sportplatz an der Hervester Straße staubte es, sobald die letzten Regentropfen auf der Asche getrocknet waren. Hier, bei der SG Marl 57/59, spielte man grundsätzlich nicht gern. Aber irgendwie doch.
Für den Verein war es demnach eine Wohltat, auf die neu gebaute Platzanlage im Zentrum der Stadt zu ziehen. Wer früher bei der SG Marl spielte, kickte ab 2011 beim FC Marl. Der Fusionsklub aus der SG Marl, der SpVg Marl und dem VfL Drewer fing die Mitglieder, deren Zahl in den Jahren zuvor rückläufig gewesen war, im gegründeten Konstrukt auf. Am 30. Juni 2011 war das Kapitel an der Hervester Straße abgeschlossen. Ein Kapitel, über das man heute nur noch wenig liest - und findet.
Der Nachfolgeverein FC Marl übernahm den Platz des VfL Drewer in der Bezirksliga und stieg zwei Jahre später in die Kreisliga A ab. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Schalke-Torhüters Mathias Schober, der von 2012 bis 2013 seine Karriere in seiner Geburtsstadt ausklingen ließ, sorgte der Klub daraufhin für Aufsehen.
Im Jahre 2015 gelang der Wiederaufstieg in die Bezirksliga, wo die Marler drei Jahre später Vizemeister hinter dem VfB Hüls wurde. In der vorzeitig abgebrochenen Saison 2020/21 sowie in den Jahren 2022 und 2023 wurden die Marler erneut Vizemeister. Heute spielen sie in der Bezirksliga 9 Westfalen.
Auch mit der SG Marl verbinden sich zwei prominente Fußballer-Namen. Ex-Profi Hermann Erlhoff (Schalke 04, Rot-Weiss Essen) war hier einst Trainer, und Holger Flossbach, der später für den ETB Schwarz-Weiß Essen spielte, lernte hier das Kicken.
Bis zum letzten Tag schmückte ein verstaubter Bilderrahmen das kleine Vereinsheim der SG Marl. Es trug die Überschrift "Feld-Stadtmeister 1979" - es war der größte Erfolg der Klub-Geschichte. "Bei der SG Marl ist die dritte Halbzeit immer noch die erfolgreichste", sagte Jörg Przybilski 2011 der WAZ, kurz bevor der Verein von der Bildfläche verschwand.
Und er erinnerte sich, wie das Klubhaus nach dem Titelgewinn zum echten Hindernis-Parcours wurde. Einem, das aus Bierkisten bestand: "Das mussten wir Slalom laufen. Andere mussten auch kriechen."