Friedensnobelpreisträger Mandela höchstpersönlich hat die "Black Stars" für Samstag zur Audienz gebeten. Die Mannschaft wird sich heute in Johannesburg (20.30 Uhr/ARD und Sky live) deshalb zerreißen, um als erster afrikanischer WM-Halbfinalist zum Dinner zu erscheinen.
"Wir siegen für Afrika!", betont der deutschstämmige Kevin Boateng, der eine Oberschenkelverletzung rechtzeitig vor dem Spiel seines Lebens auskuriert hat. "Wir haben einen Lauf. Wir werden ins Halbfinale einziehen und den Kontinent stolz machen." Der ehemalige Bundesliga-Profi und ghanaische Nationalspieler Tony Baffoe, am Kap für den Weltverband FIFA im Einsatz, behauptet: "Ich glaube an das Halbfinale, ich glaube an Ghana, ich glaube an Afrika! Wir werden 2:1 gewinnen."
Südafrika hat die Schwarzen Sterne längst adoptiert. "Die Shooting Stars werden mit der Hilfe von ganz Afrika Historisches vollbringen", schrieb am Donnerstag die Johannesburger Zeitung The Citizen. Der frühere südafrikanische Präsident Thabo Mbeki richtete eine Grußbotschaft an den ghanaischen Verband: "Ich bin sicher, dass Millionen Südafrikaner hinter euch stehen!" Auch WM-Cheforganisator Danny Jordaan, der zur Neutralität verpflichtet wäre, schlägt sich offen auf die Seite der Ghanaer. "Einmal einen afrikanischen Fußballer im Halbfinale tanzen sehen, das wäre einfach wundervoll", sagte Jordaan. Sulley Muntari von Inter Mailand versprach sogar, Afrika "das Glück zurückzubringen".
Sani Kaita (Foto: firo).
Uruguay bleibt in dieser Konstellation nur die Rolle des ungeliebten Spielverderbers. Rund 85.000 Vuvuzelas werden im Soccer-City-Stadion von Johannesburg einen Höllenlärm entfachen, während die Urus versuchen, im Glanze längst vergangener Zeiten zu erstrahlen. Der Weltmeister von 1930 und 1950 träumt endlich wieder vom dritten Stern.
"Für Uruguays Fußball ist es das wichtigste Spiel in den vergangenen Jahrzehnten, denn mit einem Sieg über Ghana erreichen wir etwas, wonach wir lange Zeit vergeblich gestrebt haben", sagte Trainer Oscar Tabarez und ergänzte: "Unsere Erfolge sollte man in der Vergangenheit ruhen lassen. Sie sind unantastbar. Es ist Zeit für neue Glanztaten." Einiges spricht vor dem ersten WM-Viertelfinale mit urugayischer Beteiligung seit 1970 für die kleinste verbliebene Nation bei der Endrunde. Das Sturmduo Diego Forlan/Luis Suarez ist in Topform, und bislang hat noch keine afrikanische Mannschaft ein Spiel in Soccer City gewonnen. "Wir sind bereit, weiterhin für eine wunderbare Sache zu kämpfen", sagte Suarez. Für Aufregung sorgten im Lager der "Urus" Gerüchte, dass der Engländer Howard Webb das Spiel leiten sollte - das ausgerechnet, nachdem ein Uruguayer die Engländer gegen Deutschland verpfiffen hatte. "Wir haben unseren Unmut bei der FIFA vorgetragen", sagte Verbandspräsident Sebastian Bauza. Olegario Benquerenca aus Portugal leitet das erste WM-Duell der beiden Mannschaften.
Ghana erhielt Zuspruch von allen Seiten. Ob Roger Milla, Kalusha Bwalya, Abedi Pele, George Weah, Sammy Kuffour - alle ehemaligen Größen des afrikanischen Fußballs drücken die Daumen. "Ich sehe Ghana sogar im Finale", sagte Abedi Pele.