Dabei sind Mattis und sein Vater Ronald erst am Mittwoch in Kapstadt gelandet. „Wir haben schon einiges erlebt, es ist richtig aufregend“, berichten die Marler.
Nur eines ist es für sie nicht: gefährlich. „An jeder Ecke stehen Polizisten. Ich fühle mich sicher“, betont der Filius. Da geht die größte Gefahr wohl von den geschmacksfreien Engländern aus, die vereinzelt in Bayern-Trikots durch die Straßen ziehen.
Anderthalb Wochen verbringen die Rockrohrs in Kapstadt, und zwischen den obligatorischen Touren zum Tafelberg, nach Robben Island und ans Kap der guten Hoffnung steht vor allem Fußball auf dem Programm. Praktisch mit ihrer Ankunft feierten sie den Achtelfinaleinzug der DFB-Auswahl auf dem Fanfest, das nur 200 Meter von ihrem Hotel entfernt liegt. „Es waren bestimmt 100 bis 200 Deutsche unter den 3.000 Zuschauern.
Die Stimmung war richtig ausgelassen“, berichtet Mattis. Der nächste Tag bescherte ihnen zwar eine ähnliche Atmosphäre, aber eine komplett andere Farbgestaltung. Ganz Kapstadt war „oranje“, weil die Niederlande ihr letztes Gruppenspiel bestritten. Und auch Mattis Rockrohr war vorbereitet, schließlich war es das erste von zwei Spielen, das die beiden live im Stadion sehen.
So trat der 22-Jährige in voller Holland-Montur – mit Trikot, Schal und in die Fahne gehüllt – den nur zwei Kilometer langen Weg ins Green Point Stadium an. „Nachdem Deutschland bei der WM 1998 im Viertelfinale ausgeschieden war, musste ich mir ein Ersatzteam suchen. Und irgendwie bin ich dann bei den Niederlanden geblieben“, erklärt der Zivildienstleistende beinahe entschuldigend. Dabei schreckte er noch nicht einmal vor dem Gebrauch einer Vuvuzela zurück: „Einen Ton kriegt man leicht raus, aber nach einer Zeit tun einem die Lippen weh.“ Immerhin deutete seine Mütze seine tatsächliche Herkunft an, während sein Vater sogar mit Deutschlandfahne auf der Tribüne saß.
„Das Stadion ist mit das Schönste, was ich bislang gesehen habe“, schwärmt der Schalke-Fan. Und weiter: „Anders als in der Veltins-Arena hat man von allen Plätzen eine gute Sicht.“ Dennoch waren die Ränge zwar gut, aber eben doch nicht voll besetzt. Und die Tickets, die die Rockrohrs mühsam übers Internet ergattert haben, hätten sie auch locker auf dem Schwarzmarkt bekommen können. „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir unsere Reise vielleicht anders gelegt. Dann hätten wir am Samstag noch ein Viertelfinale sehen können.“ Und vielleicht sogar ein Match der Deutschen.
So geht es bereits am Freitag zurück in die Heimat. Neben dem Gruppenspiel werden sie dann auch das Erlebnis eines Achtelfinales im Gepäck haben – und viele Eindrücke des Gastgeberlandes, vom Besuch im Township bis zum Safari-Trip. „Dadurch haben wir zwar ein paar Spiele beim Public Viewing verpasst. Aber wir sind ja auch nicht nur wegen des Fußballs so weit gereist“, sagt Rockrohr. Sprichts und macht sich auf den Weg - das Fanfest wartet schon.