Bafana Bafana gelang gegen eine starke, aber im Abschluss schwache Auswahl von Mexiko trotz des ersten Turniertreffers nur ein 1:1 (0:0). Für zusätzliche Niedergeschlagenheit sorgte im Stadion Soccer City in Johannesburg der Tod von Nelson Mandelas Urenkelin, die in der Nacht zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
Nachdem sie in der ersten Halbzeit fast böse unter die Räder gekommen wären, stellten die Gastgeber zehn Minuten nach der Pause den Spielverlauf auf den Kopf. Nach einem weiten Diagonalpass von Katlego Mphele jagte Siphiwe Tshbalala den Ball ins linke obere Toreck (55.).
Theko Modise vergab für die in der zweiten Halbzeit besseren Gastgeber zweimal einen zweiten Treffer (66./70.), bevor sich Rafael Marquez als Partyschreck erwies: Der Abwehrspieler vom FC Barcelona nutze ein heilloses Durcheinander in der Abwehr von Bafana Bafana und glich aus (79.). In der 90. Minute traf Katlego Mphela zu allem Überfluss nur den Pfosten für die Gastgeber.
Südafrika konnte mit dem Resultat dennoch mehr als zufrieden sein. Vor allem in der ersten Halbzeit erspielten sich die zunächst äußerst selbstbewussten Mexikaner Chancen fast im Minutentakt. Die Gastgeber wirkten vor 84.490 Zuschauer in der offiziell ausverkauften, aber nicht gänzlich gefüllten Arena hypernervös und desorientiert. Erst in der zweiten Halbzeit legten Bafana Bafana ihre Hemmungen ab und erwiesen sich als gleichwertiger Gegner der Mexikaner. Südafrika trifft im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch in Pretoria auf Uruguay, Mexiko am Donnerstag in Polokwane auf Frankreich.
Die Mexikaner dürften einstweilen den zahlreichen vergebenen Großchanchen aus der ersten Halbzeit hinterhertrauern. Bereits nach 107 Sekunden hätte Giovani dos Santos die Gastgeber um ein Haar mit dem 0:1 geschockt. Doch Bafana-Kapitän Aaron Mokoena warf sich in letzter Sekunde in den Schuss des quirligen 21-Jährigen.
Südafrikas Spielmacher Steven Pienaar, früher bei Borussia Dortmund, hatte sich vor dem Spiel noch bekreuzigt - er wusste, warum. Denn Mexiko blieb dran. Die Gastgeber überließen El Tri weitgehend das Mittelfeld, und vor allem die schnellen dos Santos und Carlos Vela nutzten die sich so bietenden Räume zu Vorstößen. Guillermo Franco scheiterte in der 32. Minute knapp am herausgeilten Torhüter Itumeleng Khune. Kaum zwei Minuten später verfehlte Vela aus spitzem Winkel das Tor.
Dos Santos und Marquez hatten zuvor Chancen vergeben. Kurz vor der Pause sah stand Vela bei seinem Treffer nach der Ecke von Kapitän Gerrado Torrado im Abseits. Schiedsrichter Rawschan Irmatow (Usbekistan) hatte den Überblick behalten und versagte dem Treffer die Anerkennung.
Die vergebenen Chancen hätten sich beinahe schon vor der Pause gerächt, als Südafrikas Katlego Mphela und Kagisho Dikgacoi zwei große Kopfballchancen ungenutzt ließen. Ab der 46. Minute wurde Südafrika von Minute zu Minute besser, ging in Führung, hätte weitere Treffer erzielen können und leistete sich dann elf Minuten vor der nationalen Glückseligkeit einen totalen Blackout im eigenen Strafraum, den der aufgerückte Marquez eiskalt nutze.
Ein wenig freuen konnte sich immerhin Südafrikas Trainer: Carlos Alberto Parreira, der 1994 mit seinem Heimatland Brasilien den WM-Titel geholt hatte, schwang sich mit seiner sechsten WM-Teilnahme zum alleinigen Rekordhalter auf. Der 67-Jährige zog an dem Serben Bora Milutinovic vorbei.
Einen dunklen Schatten über den WM-Auftakt warf zudem der Unfalltod von Nelson Mandelas Ur-Enkelin. Der Friedenshobelpreisträger und ehemalige Staatspräsident hatte aus diesem Grund seinen Besuch der Eröffnungsfeier abgesagt. Zenani Mandela war zwei Tage nach ihrem 13. Geburtstag nach dem Besuch des WM-Eröffnungskonzerts in Soweto getötet worden, nachdem sich das Fahrzeug auf einer Autobahn in Johannesburg überschlagen hatte.