Das Derby der beiden Granden des Essener Fußballs hat es lange nicht mehr gegeben. Zwar trifft man sich gern und regelmäßig zum freundschaftlichen Vergleich, in einem Pflichtspiel standen sich Rot-Weiss und Schwarz-Weiß Essen aber letztmals in der Oberliga-Saison 1998/1999 gegenüber. Resultat damals: 1:1.
So wird es am Mittwoch (19.30 Uhr, Georg-Melches-Stadion) definitiv nicht ausgehen, schließlich spielen ETB und RWE den Sieger im Diebels-Niederrheinpokal und vor allem den Einzug in den DFB-Pokal aus. Vor allem der klamme Regionalligist lechzt nach der Zusatzeinnahme von 100.000 Euro wie ein trockener Schwamm nach dem Wasser.
Nicht zuletzt deshalb versuchen die Verantwortlichen, für die richtige Grundstimmung zu sorgen. Nach der Einschätzung des rot-weissen Trainerduos bedeutet das vor allem, die Qualitäten des Gegners nicht zu unterschätzen. Denn, richtig, da war ja noch was. Gegen den VfB Speldorf, der gemeinsam mit Schwarz-Weiß in der NRW-Liga spielt, verloren die Hafenstraßen-Kicker vor Jahresfrist das Finale, die Mülheimer zogen Rot-Weiß Oberhausen in der ersten Runde des DFB-Pokals, RWE musste zusehen. „Wir sind von Speldorf gewarnt“, betont Rot-Weiss-Trainer Ralf Aussem. „Wenn du eine Klasse höher spielst, bist du automatisch Favorit, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Wir müssen von der ersten Minute an Gas geben und fighten.“
Und seine Kompagnon Uwe Erkenbrecher stimmt ein: „Wenn wir die Favoritenrolle abgegen wollten, würden wir uns ein bisschen zu klein machen. Wir sind in der Favoritenrolle, aber der müssen wir erst gerecht werden. Eine Klasse Unterschied macht nichts aus. Das hat Speldorf gezeigt, das hat Wuppertal gezeigt und das wird ETB zeigen.“
Genau das will man im Essener Süden beweisen. Für die Schwarz-Weißen wäre der Einzug in den DFB-Pokal ebenfalls Gold wert, schließlich sind die beiden Hauptsponsoren „Karstadt“ und „Kahage“ in der laufenden Spielzeit abgesprungen und die Zusatzeinnahme würde die Lücke im Etat schließen. Aber nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten fiebert vor allem ETB-Coach Dirk „Putsche“ Helmig dem Aufeinandertreffen eintgegen. Der 45-Jährige trifft schließlich auf seine „alte Liebe“, für die er von 1983 bis 1991 und 1994 bis 1999 die Knochen hingehalten hat und damit zum Publikumsliebling avancierte. „Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, in einem Pflichtspiel gegen RWE anzutreten“, macht Helmig klar. „Doch in diesem Duell geht es nicht um mich, sondern um eine der größten Chancen des ETB in der Vereinsgeschichte.“
Und diese historische Möglichkeit soll unbedingt genutzt werden. „Wir sind sicherlich Außenseiter, aber wir können trotzdem gewinnen. Speldorf hat es uns vorgemacht und wir wollen dem VfB nun nacheifern“, ballt Helmig kämpferisch die Faust und freut sich schon mächtig auf seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Die Stimmung wird fantastisch sein und ich hoffe, dass sie uns beflügeln wird“, leuchten die Augen des Ex-Profis. Ob er auch nach dem Cupfight ein Funkeln in den Pupillen hat, wird sich zeigen.
Wir berichten ab ca. 19.10 Uhr live von der Hafenstraße!