In den "eigenen vier Wänden" strebt Sporting Lissabon den größten Triumph seit 41 Jahren an. Der 18-malige portugiesische Meister will sich heute im UEFA-Cup-Finale gegen ZSKA Moskau (20.45 Uhr/live im ZDF) im heimischen Estadio Jose Alvalade seinen zweiten europäischen Titel nach 1964 sichern. Ein Heimsieg in einem Europapokal-Finale gelang bisher nur Real Madrid, dem FC Barcelona, Inter Mailand und zuletzt Feyenoord Rotterdam 2002 gegen Borussia Dortmund (3:2).
Doch gerade der vermeintliche Heimvorteil bereitet Sporting-Trainer Jose Peseiro Sorgen. "Portugal war Favorit im EM-Finale gegen Griechenland, und wir alle wissen, was passiert ist", meinte der Coach mit Blick auf die 0:1-Niederlage des EM-Gastgebers im vergangenen Jahr gegen Otto Rehhagels Griechen: "Niemand kann irgendetwas garantieren."
Verpatzte Generalprobe
Bei Sporting geht nach der 0:1-Niederlage am vergangenen Samstag gegen den Lokalrivalen Benfica, die das Ende aller Meisterschaftsträume bedeutete, die Angst vor einer weiteren Enttäuschung um. "Wir stehen genau zwischen einem Traum und einem Albtraum", erklärt Peseiro und fügt fast trotzig hinzu: "Wir sind stark genug, um den Traum wahr werden zu lassen."
Die Presse sprach Sporting Mut zu. "Geht mit Seele und Leidenschft ins Finale!", schrieb O Jogo. Allerdings verdrängten am Dienstag noch der ehemalige Bayern-Coach Giovanni Trapattoni und seine Ankündigung, Benfica nach Saisonende zu verlassen, Sporting von den Titelseiten.
Helden von 1964 auf der Tribüne
13 der Sporting-Helden von 1964 - darunter auch Joao Morais, der Schütze des 1:0-Siegtreffers im Finale des Pokalsieger-Wettbewerbs gegen MTK Budapest - werden am Mittwoch unter den knapp 50.000 Zuschauern im Stadion das Spiel verfolgen. Für die Stars von heute ein zusätzlicher Ansporn: "Wir wollen am Mittwoch ein weiteres großes Kapitel Vereinsgeschichte schreiben", sagte Kapitän Pedro Barbosa.
Große Hoffnungen der Sporting-Fans ruhen auf dem Brasilianer Liedson. Der 27-Jährige, der bei der Pleite gegen Benfica gesperrt war, schoss bereits neun Tore im UEFA-Cup und 25 Treffer in 30 Liga-Spielen.
ZSKA könnte Geschichte schreiben
Geschichte schreiben könnte auch ZSKA. Der Armeeklub, der beim 0:1 gegen Zenit St. Petersburg im Pokal-Halbfinale ebenfalls die Generalprobe verpatzte, will als erster russischer Klub ein europäisches Finale gewinnen. Zuvor war aus Russland nur Stadtrivale Dynamo in ein Europapokalfinale eingezogen, verlor aber 1972 in Barcelona im Pokalsieger-Cup gegen die Glasgow Rangers 2:3. "Wir sind bereit, sie zu schlagen - selbst in ihrem eigenen Stadion", meinte Trainer Waleri Gassajew.
Das Finale ist für den Hauptstadtklub, der ebenso wie der neue englische Meister FC Chelsea von Öl-Milliardär Roman Abramowitsch finanziell unterstützt wird, bereits der 19. Europacup-Auftritt in dieser Saison. ZSKA war als Dritter der Champions-League-Gruppe H in die UEFA-Cup-Zwischenrunde eingezogen und schaltete dort ausgerechnet Benfica Lissabon (1:1, 2:0) aus. In der "Königsklasse" hatten sich die Russen bereits mit dem FC Porto (0:0, 0:1) auseinander setzen müssen. Torwart Igor Akinfejew: "Hoffentlich ist das mein vorerst letzter Besuch in Portugal."