Nach zwei Bundesliga-Pleiten mit insgesamt sechs Gegentoren und dem Sturz von der Tabellenspitze will Herbstmeister Werder Bremen gegen Ajax Amsterdam nicht mehr in Schönheit sterben und ins offene Messer laufen. "In solchen Spielen muss die Null wieder stehen", fordert Torhüter Tim Wiese vor dem Drittrunden-Hinspiel im UEFA-Pokal am Mittwoch (20.30 Uhr/live im ZDF) gegen den niederländischen Renommierklub.
Vergleichbares gelang bereits vor Jahresfrist. Auch in der Bundesliga-Vorrunde verloren die Hanseaten gegen Schalke 04 und den VfB Stuttgart, danach leitete eine Top-Leistung in der Champions League gegen Titelverteidiger FC Barcelona (1:1) die Rückkehr zur gewohnten Stärke ein. Wiese: "So haben wir damals den Umschwung geschafft, und so können wir es diesmal auch schaffen."
Großer Name, aber wenig Klasse
Zumal der 29-malige niederländische Meister zwar noch einen großen Namen, aber längst nicht mehr die Klasse eines Weltklubs wie "Barca" hat. "Mit gutem und schnellem Fußball wird sich Werder durchsetzen können", glaubt der in der Winterpause von Ajax zu Werder gewechselte Markus Rosenberg. Der schwedische Nationalstürmer ist aber für seinen neuen Arbeitgeber international noch nicht spielberechtigt.
Gleiches gilt aber auch für den von Tottenham Hotspur zu Ajax zurückgekehrten Edgar Davids, einer der wenigen wirklich bekannten Spieler der Gäste. Abwehrchef Jaap Stam, mittlerweile 34 Jahre alt, gehört noch dazu, als großes Talent gilt der junge Angreifer Ryan Babel. Coach Henk ten Cate, in der Saison 1998/99 kurzfristig beim KFC Uerdingen unter Vertrag, sieht der Partie im nahezu ausverkauften Weserstadion mit gemischten Gefühlen entgegen: "Eigentlich kommt sie für uns zu früh."
Bremer Horrorbilanz gegen niederländische Klubs
Mut machen hingegen könnte dem 52 Jahre alten Fußball-Lehrer die Bremer Horrorbilanz gegen niederländische Klubs. In sechs Spielen ohne Sieg kassierte man vier Niederlagen und schied gegen Feyenoord Rotterdam, den PSV Eindhoven und Vitesse Arnheim jeweils aus. Deshalb war man bei den Hanseaten nicht unfroh, als sich am Dienstag ein Mitwirken von Nationalspieler Tim Borowski ungeachtet einer Prellung am großen Zeh abzeichnete.
Werder-Trainer Thomas Schaaf sieht sein Team angesichts dieser Pleitenserie auch nicht in der Favoritenrolle. "Ajax gehört vom Niveau her eindeutig zu der Kategorie Mannschaften, gegen die wir auch in der Champions League gespielt haben", sagt der Coach. Sportdirektor Klaus Allofs hofft darauf, dass die beiden Bundesliga-Niederlagen die Grün-Weißen wachgerüttelt haben: "Manchmal sind solche Ergebnisse durchaus hilfreich."