Für Tim Borowski, Thomas Hitzlsperger und Arne Friedrich könnte am Montag im Prestigeduell gegen den Nachbarn die große Stunde schlagen, nachdem sie bei den ersten beiden Spielen der DFB-Auswahl den Anpfiff nur von der Ersatzbank verfolgt haben.
"Es wird wohl die ein oder andere Umstellung geben, wir haben viele Alternativen", hatte Joachim Löw bereits kurz nach der 1:2-Pleite gegen Kroatien erklärt. Wer von den bisherigen Reservisten am Montag im entscheidenden Gruppenfinale gegen den EM-Gastgeber (20.45 Uhr/live in der ARD) im Hexenkessel Ernst-Happel-Stadion den stotternden deutschen Motor wieder auf Touren bringen soll, ließ der Bundestrainer aber offen. Die besten Karten haben aber Borowski, bei der WM vor zwei Jahren als Edeljoker im Einsatz, und Hitzlsperger. "Tim ist in guter Verfassung und sicher eine Alternative", sagte Löw-Assistent Hans Flick am Sonntag, ohne weitere Hinweise zu geben. Dasselbe gelte aber auch für Hitzlsperger, der beim 2:0 gegen Polen zum Auftakt immerhin schon in der Schlussviertelstunde EM-Luft schnuppern durfte, und für Friedrich.
Der Berliner, der bei der WM 2006 noch auf der rechten Seite der Viererkette gesetzt war, hatte seinen Stammplatz an den Münchner Philipp Lahm verloren, war zuletzt aufgrund seiner Trainingsleistungen aber von Löw über den grünen Klee gelobt worden. "So stark habe ich ihn noch nie gesehen", sagte der Bundestrainer, der den Hertha-Kapitän aber lediglich als Alternative für die Innenverteidigung bezeichnet hatte. Flick sprach jedoch am Sonntag wieder vieldeutig davon, dass Friedrich sowohl Innen- als auch als Außenverteidiger spielen könne. "Er ist sehr flexibel", meinte Löws Co-Trainer über den 29-Jährigen, der ankündigte: "Ich stehe bereit und will dazu beitragen, dass wir unser Ziel erreichen."
Friedrich könnte für den verletzten Linksverteidiger Marcell Jansen ins Team rutschen, dessen Position dann wieder Lahm einnehmen würde. Somit wäre die WM-Viererkette mit Friedrich, Per Mertesacker, Christoph Metzelder und Lahm wieder vereint.
Hitzlsperger, der im linken Mittelfeld für den wieder in die vorderste Front rückenden Lukas Podolski erster Anwärter ist, hatte seinerseits schon im Trainingslager auf Mallorca verdeutlicht, dass er zwar geduldig sei, bei der EM aber trotzdem die Rolle des Stammspielers anstrebe. "Das muss mein Ziel sein", meinte der Stuttgarter, der in der EM-Qualifikation immerhin fünf Spiele von Beginn an bestritten hatte und auch beim 3:0 im Februar im Ernst-Happel-Stadion gegen Österreich in der Startelf stand. Zudem stehen bei "The Hammer", wie der schussgewaltige Hitzlsperger seit seiner Zeit in England genannt wird, nach der WM die meisten Länderspieleinsätze (18) aller deutschen Spieler zu Buche.
Solche Ansprüche hatte Borowski, der sich aufgrund vieler Verletzungen und einer Formkrise erst in den letzten Saisonspielen mit Werder Bremen wieder für höhere Aufgaben empfohlen hatte, nicht. Durch eine Virusinfektion, die ihn auf Mallorca eine knappe Woche ans Bett gefesselt hatte, waren die Einsatzchancen des 28-Jährigen auf ein Minimum gesunken.
Aber ausgerechnet die schwankenden Leistungen seines Bremer Klubkollegen Clemens Fritz haben Borowski über Nacht wieder ins Gespräch gebracht. "Er wird bei der EM noch ein wichtiger Mann für die deutsche Mannschaft", hatte der künftige Bayern-Coach und Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann bereits nach dem 2:0-Auftakterfolg des DFB-Teams gegen Polen prophezeit. Vielleicht kann "Boro" diese Vorschusslorbeeren schon am Montag rechtfertigen.