Nach seinem Kurzeit-Debüt am 6. Februar in Wien gegen Österreich will der Schalker mit dabei sein, wenn ab dem 7 Juni der EM-Titel, erneut in Austrias Hauptstadt, ausgespielt wird.
RevierSport nutzte den DFB-Medientag unweit des noblen Arabella-Hotels, das ausschließlich dem deutschen Nationalteam zur Verfügung steht, um mit Jones über seine Ziele im Nationalteam aber auch beim FC Schalke zu sprechen.
Jermaine Jones, bei den sogenannten Experten werden Sie vor Ort als einer der Streichkandidaten gehandelt. Belastet Sie das?
Nein, damit habe ich keine Probleme. Ich glaube ohnehin, dass sich die Medien da mehr Gedanken machen als ich, was die Nominierung angeht. Warum soll ich mich jetzt schon damit belasten, denn vom Trainerteam gab es bisher keine Aussagen in irgendeine Richtung? Ich konzentriere mich hier ausschließlich auf meinen Job. Und dann werde ich sehen, ob ich dabei bin. Vor gut einem Jahr, als ich nach Schalke kam, wurde ich auch erst als Kandidat für die Bank gehandelt. Und dann kam alles ganz anders.
Müssen Sie im Training auf die richtige Dosierung achten, damit Sie nicht überziehen?
In den Einheiten verschwende ich keine Gedanken an den Konkurrenzkampf. Das lenkt nur ab. Ich konzentriere mich, um eine ordentliche Leistung abzurufen. Außerdem bin ich sicher, dass der Bundestrainer die Leistungsfähigkeit eines jeden Einzelnen längst einsortiert hat. Hier geht es in erster Linie darum, die richtigen Spielertypen zu finden, die eine EM braucht. Das allein ist entscheidend.
Gab es überhaupt mal ein Signal in die eine oder andere Richtung?
Nein, als ich den Anruf bekam, dass ich zum 26er-Kader gehöre, wurde mir mitgeteilt, dass drei noch gestrichen werden. Dadurch ist der Konkurrenzkampf nochmals forciert worden. Das schadet ja nicht. Aber in keiner Situation gab es ein Signal, dass ich zu den Streichkandidaten gehören würde.
Auf welcher Position sehen Sie sich in erster Linie?
Ich bin da eigentlich offen. Bei Schalke habe ich auf verschiedenen Positionen gespielt. Deshalb glaube ich, dass ich sehr flexibel bin. Zu Beginn meiner Bundesliga-Laufbahn war ich sogar Stürmer. Eigentlich ist es mir auch völlig egal, auf welcher Position ich auflaufe. Deshalb kann mir meine Flexibilität eigentlich nur zum Vorteil werden. Inwieweit kann man im Training ausblenden, dass man unter extremer Beobachtung steht?
Das spielt für mich keine Rolle. Ich habe immer gesagt, dass es für mich eine Belohnung ist, hier auf Mallorca dabei zu sein. Deshalb versuche ich, so gut wie möglich alles zu zeigen und dabei zu bleiben. In den Einheiten mache ich mir keine Gedanken. Und auch in der Freizeit ist es nicht das Hauptthema, das mich beschäftigt. Ist der Konkurrenzkampf auch außerhalb des Platzes allgegenwärtig? Nein, die Situation ist völlig entspannt, da herrscht eine außergewöhnliche Harmonie. Am Ende der Saison haben Sie laut über Ihre Zukunft nachgedacht. Vom Wunsch, einmal bei Barca oder in Manchester zu spielen, war zu lesen. Wie konkret sind Ihre Pläne?
Da bin ich missverstanden worden. Es kann doch nicht sein, dass es falsch ist, als Spieler hohe Ziele zu haben. Ich habe in meiner Zeit in Frankfurt viele Verletzungen gehabt und dadurch Zeit verloren. Jetzt spiele ich mit meinem Verein Champions League. Aber jeder Fußballer hat einen Traum. Deshalb will ich mich weiter entwickeln, um dieses Ziel mal zu erreichen. Dass Ihre Zukunft nicht ausschließlich bei Schalke liegt, haben Sie formuliert. Gibt es für den Abschied schon ein Zeitfenster?
Nein. Ich habe zwar über Visionen gesprochen, aber ich habe nie gesagt, dass ich in den nächsten zwei, drei Jahren weg bin und Schalke verlasse. Mein Ziel ist es, mich weiter zu verbessern und nach vorne zu schauen. Ich habe immer betont, dass Schalke 04 ein sehr guter Verein ist, bei dem es mir gut gefällt und ich einen Vertrag bis 2011 besitze.
Hatten Sie schon Kontakt zum neuen Schalke-Trainer Fred Rutten?
Ganz ehrlich, leider gab es bisher noch keinen Kontakt, auch kein Telefonat. Aber ich habe von Youri Mulder einiges gehört. Ich muss mich überraschen lassen.
Was ist mit dem FC Schalke in der kommenden Spielzeit machbar? Ganz wichtig ist es, dass wir die Champions-League-Quali packen. Das würde uns gleich zu Saisonbeginn einen enormen Schub bringen und wäre ein positives Signal für die Meisterschaft.
Wie erklären Sie sich Ihren enormen Leistungssprung innerhalb der abgelaufenen Spielzeit?
Zunächst einmal fühle ich mich auf Schalke sehr wohl. Außerdem war ich noch nie so fit wie zur Zeit. Ich bin ein Spielertyp, der in erster Linie vom körperlichen Bestzustand lebt. Die hat mir in Frankfurt gefehlt. In Schalke dagegen habe ich die Zeit bekommen, um richtig fit zu werden.
Sie sind bekannt für ein aggressives Zweikampfverhalten. Bei der Nationalmannschaft kommt es eher darauf an, so wenig Fouls wie möglich zu begehen. Eine Umstellung?
Ja, das ist schon etwas anderes als in Schalke, aber dafür arbeiten wir hier sehr hart und ich versuche mich daran zu gewöhnen. Mit 26 ist meine Entwicklung in jeder Hinsicht noch nicht abgeschlossen. Ich sauge hier alles auf, was ich vermittelt bekomme.
Was machen Sie, wenn Sie erfahren, dass Sie nicht mitfahren? Da gibt es keinen Plan B. Wenn es nicht gereicht hat, ist es auch okay. Ich habe es versucht und sehe den Aufenthalt hier als Belohnung wie schon den Einsatz gegen Österreich. Schließlich war ich ein Jahr lang verletzt. Natürlich möchte ich nicht freiwillig verzichten, sondern schon zur EM. Dafür gebe ich jeden Tag Gas. Aber wenn es mich treffen sollte, werde ich nicht beleidigt sein. Ich bin erst 26 Jahre alt. Und es gibt auch nach der EM wieder viele Länderspiele und noch eine WM.